Schloss Schönbrunn vor den Toren Wiens ist vor allem ein beliebtes Reiseziel von deutschen Touristen. © Panther-Media
Dubrovnik in Kroatien ist die meistbesuchte Stadt Europas. Hier schieben sich die Touristen durch die prächtige Altstadt. © dpa
Frankreich ist das populärste Zielland ausländischer Touristen. Hier die Kirche Sacre-Coeur in Paris. © afp
Kaiserin Sisis Spuren locken Touristen nach Wien. © dpa
Wien/Madrid – Mallorca, Málaga, Marbella, Maspalomas – Spanien gilt als besonders beliebt bei Touristen. Bei „Overtourism“ denken viele auch an Barcelona, Sevilla, Ibiza. Wenn es um andere populäre Urlaubsländer geht, kommen einem Städte wie Venedig, Rom, Amsterdam, Athen, Prag, London in den Sinn oder Inseln wie Kreta, Bali, Phuket.
In Spanien kam es in den vergangenen Wochen zu aufsehenerregenden Protesten gegen Massentourismus. Viele Einheimische sind empört wegen höherer Wohnkosten, Umweltbelastung, Staus, allgemeiner Überfüllung durch immer mehr Besucher. Ärgernisse sind auch Wassermangel oder dass Gesundheitssektor und Müllabfuhr überlastet sind.
Doch unter den meistbesuchten Ländern der Welt hat Spanien gar nicht die meisten Touristinnen und Touristen pro Kopf. Die höchste Touristenrate hat ein anderes Land. Wenn man Besucher- durch Einwohnerzahl teilt und damit das Verhältnis von Einheimischen zu Urlaubern ermittelt, wird Österreich in der Liste der beliebtesten Touristenländer der Welt auf Platz eins katapultiert. 30,9 Millionen Gäste geteilt durch die 9,2 Millionen Einwohner ergibt eine Rate von 3,4 Touristen pro Ortsansässigem in dem leiwanden (hochdeutsch: großartigen) Land von Sisi und Skifahren, Mozart und Mehlspeisen, Bad Ischl und Ischgl, Wolfgangsee und Wörthersee, Sachertorte und Wiener Schnitzel.
An Österreichs hoher Rate sind in erster Linie die Deutschen schuld. Mehr als 57 Millionen Übernachtungen von Gästen aus Deutschland wurden 2023 in Österreich registriert, wie die Tourismusorganisation „Österreich Werbung“ (ÖW) mitteilt. Top-Destination in Österreich sei im Sommer wie im Winter die Hauptstadt Wien. „Wir Österreicher dürfen selbst ruhig stolzer auf unseren Facettenreichtum und unsere Attraktivität als Urlaubsland sein“, sagt ÖW-Sprecherin Tanja Gruber in Wien. Da übe man sich oftmals noch in (falscher) Bescheidenheit, formuliert sie. „Fragt man Reisende nach ihrem Urlaub, was ihnen von Österreich in Erinnerung bleibt, dann beschreiben sie dieses besondere Gefühl“, sagt Gruber. „Die Gelassenheit, Leichtigkeit und auch den Genuss und oft auch den Grant, der einige wenige – sehr beliebte – Regionen Österreichs auszeichnet.“ Bei Griechenland sind es 3,1 Touristen (einen ähnlichen Wert haben übrigens die Vereinigten Arabischen Emirate). In Spanien kommen 1,8 Touristen auf einen Einwohner, in Frankreich 1,5. Bei Bella Italia ist das Verhältnis von Touristen und Einwohnern 1 zu 1. In Deutschland kommt auf jede Einwohnerin und jeden Einwohner nicht mal ein halber Tourist (34,8 Millionen geteilt durch 83,4 Millionen ist gleich 0,4).
Zahlen von UN Tourism (der Weltorganisation für Tourismus) geben für 2023 nach wie vor Frankreich als populärstes Zielland ausländischer Touristen an – und zwar mit 100 Millionen Ankünften („international tourist arrivals“). Das liegt wohl vor allem an Paris, der Stadt der Liebe, die weltweit bei vielen Menschen auf der To-do-Liste steht. Hohe Touri-Raten zeigen sich auch bei einigen Staaten mit vergleichsweise wenigen Einwohnern wie Malta und Zypern (erst recht bei Zwergstaaten wie Monaco, Andorra, San Marino, Liechtenstein und dem Vatikan).
Südliche Ägäis ist überlastet
In den Top Ten der Sonderorganisation der Vereinten Nationen folgen Spanien (85,2 Millionen), die USA (66,5 Millionen), Italien (57,2 Millionen) und die Türkei (55,2 Millionen). Geht es nach der Zahl der Übernachtungen statt der Zahl der Besucher, ist im EU-Vergleich das Verhältnis zwischen Einheimischen und Touristen in der Südlichen Ägäis in Griechenland besonders unausgewogen. Vor zwei Jahren sind in der Region mit Inseln wie Santorin und Mykonos im Durchschnitt 110 Übernachtungen auf einen Einwohner gekommen. „Zum Vergleich: Mecklenburg-Vorpommern zählte als deutsche Region mit der höchsten Tourismusintensität rund 18 Übernachtungen je Einwohner.“
GREGOR THOLL