Womit wir unsere Freizeit verbringen

von Redaktion

Neue Studie: Deutsche surfen am liebsten im Internet und gehen seltener in die Boazn

Unverzichtbarer Begleiter: Viele hängen am liebsten am Smartphone. Aber auch Sport wird immer wichtiger. © Getty Images

Hamburg – Im Internet surfen, faulenzen, Musik hören: Die Deutschen erholen sich gern in den eigenen vier Wänden. Dort geben sie sich vor allem dem Medienkonsum hin, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten „Freizeitmonitor“ der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg hervorgeht. Das Internet ist demnach weiterhin „unangefochtene Nummer eins unter den Freizeitaktivitäten“.

Nahezu jeder Befragte (97 Prozent) ist mindestens einmal pro Woche online. Aber auch weitere mediale Angebote wie Fernsehen (84 Prozent), mit dem Smartphone spielen und chatten (78 Prozent) oder Radio hören (71 Prozent) finden sich unter den Top 10 der häufigsten Freizeitaktivitäten. Erst auf dem achten Platz folgt eine regenerative Aktivität wie „seinen Gedanken nachgehen“ (69) und noch später soziale Aktivitäten wie „über wichtige Dinge reden“ (65) und „gemeinsame Zeit mit Partner/in“ (64).

„Das Internet ist allgegenwärtig – ob auf der Couch, im Bett oder unterwegs – und begleitet uns jederzeit. Entsprechend ist es mittlerweile ein unverzichtbarer Begleiter unserer Freizeit, ermöglicht es uns doch diese so zu gestalten, wie es unseren individuellen Bedürfnissen entspricht“, sagte Professor Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen. Für die seit 1986 regelmäßig erhobene Studie wurden im Juli und August mehr als 3000 Bürgerinnen und Bürger zu mehr als hundert verschiedenen Freizeitaktivitäten und ihren Wünschen befragt.

„In einer Zeit, in der Stress und Schnelllebigkeit das tägliche Leben charakterisieren, verändern sich auch die regenerativen Freizeitaktivitäten“, sagte Reinhardt. Während einst die eigene Pflege oder auch das Ausschlafen eine große Rolle gespielt hätten, entschleunigten gegenwärtig viele Bürger ganz bewusst beim Nichtstun. Doch das gelinge nicht immer: „Die Menschen haben immer wieder Angst, etwas in der Freizeit zu verpassen“, sagte der Leiter der Stiftung. Unter Wissenschaftlern sei dieses Phänomen als „Fomo“ (Fear of missing out – Angst, etwas zu verpassen) bekannt.

Im Zehnjahresvergleich gehen traditionelle Außerhausbeschäftigungen wie „in die Kneipe gehen“ oder „in ein Einkaufscenter gehen“ zurück. „Dagegen erfreuen sich Tagesausflüge und Wochenendfahrten wachsender Beliebtheit und zeigen ein gesteigertes Bedürfnis nach erlebnisorientierten Unternehmungen“, sagte Reinhardt. Auch der Besuch von Restaurants und Flohmärkten sowie ehrenamtliche Tätigkeiten (von 18 auf 32 Prozent) haben zugenommen. „Das ist sehr positiv zu bewerten“, meinte der Experte. „Die Deutschen sind durchaus bereit, sich wieder für die Gesellschaft zu engagieren.“

Im Vergleich der vergangenen zehn Jahre zeige sich zudem ein deutlicher Trend hin zu einem aktiveren und gesundheitsbewussteren Lebensstil. „Spazierengehen oder andere sportliche Aktivitäten, wie Joggen oder ins Fitnessstudio gehen, sind für viele Bürger zu festen Bestandteilen der Freizeit geworden“, sagte Reinhardt. Dies zeige deutlich, wie das Bedürfnis nach Bewegung stetig wachse. „Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung und dem damit verbundenen langen Sitzen vor Bildschirmen, ist ein Kontrastprogramm in der Freizeit essenziell.“

Treffen mit Freunden und Nachbarn oder gemeinsame Zeit mit dem Partner seien dagegen seltener geworden. „Dies spiegelt nicht nur die wachsenden Anforderungen und die zunehmende Hektik des gegenwärtigen Lebens wider, sondern erneut auch eine Verschiebung hin zu individuelleren und oft digitalisierten Formen des sozialen Austauschs“, sagte Reinhardt. Das sei insofern widersprüchlich, dass sich die Deutschen eigentlich mehr soziale Aktivitäten wünschten. „Viele Menschen suchen nach mehr Nähe und gemeinsamer Zeit, um gemeinsam zu lachen, etwas zu erleben oder in Ruhe zu reden“, sagte der Experte.

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