Der Sarg von Richard Lugner im Stephansdom – geschmückt mit seinem Zylinder. © Georg Hochmuth/dpa
Wien – So schillernd wie sein ganzes Leben, so mochte der 91-jährig verstorbene österreichische Bauunternehmer und König des Wiener Opernballs, Richard „Mörtel“ Lugner, auch seine letzte Reise antreten und legte die Choreographie noch zu Lebzeiten detailliert fest. So war ihm auch sein letztes Blitzlichtgewitter im Wiener Stephansdom gewiss, samt Promis, Interviews im Kirchenschiff und schnulziger Musik bei der Trauerfeier.
„Wir haben versucht, alles so vorzubereiten, dass es ihm gefällt“, sagte DompfarrerToni Faber. „Seine Seele wird das mitbekommen, und er wird mit einem Schmunzeln runterschauen und das dankbar annehmen.“ Auch dass sein Sarg so rot sein sollte wie der Schriftzug seines Einkaufszentrums Lugner City, hatte er selbst verfügt.
Noch im Juni im Alter von 91 Jahren hatte er seine sechste Hochzeit als Medienspektakel inszeniert – die Ehe mit Simone (42) dauerte nur 72 Tage, dann schied sie der überraschende Herztod des Baumeisters am 12. August. Lugner hinterlässt eine Witwe, vier Kinder und vier Ex-Frauen. Eine fünfte Ex-Frau ist bereits verstorben.
Simone gab bei der Gedenkfeier im Stephansdom zu reden. Als der Sarg hineingetragen wurde, waren Lugners Familie und Ex-Frau Christina dabei. Simone kam erst 20 Minuten später per Stretchlimousine zur Kirche, in einem bodenlangen schwarzen Kleid mit Goldgürtel. Am Sarg hatte sie einen Rosenkranz in Herzchenform platziert. Sie sei für die Prozession hinter dem Sarg zu mitgenommen, hatte sie vorher mitgeteilt. Moderatoren der Live-Übertragungen spekulierten dagegen, ob sich womöglich ein Erbschaftsstreit anbahne.
Bei der Gedenkfeier sorgte neben Mozart auch der österreichische Rocksänger Dennis Jale für den musikalischen Rahmen. Mit Herz-Schmerz-Stimme intonierte er unter anderem eine Version des Elton-John-Liedes „Candle in the Wind“, Jale sang: „Goodbye Richard Love“. Und zur Fächer-Polonaise, mit der alljährlich der Opernball eröffnet wird, wurde der Sarg aus dem Dom getragen. Beigesetzt wurde Lugner in Grinzing. Nur Ehefrau Nr. 5, Cathy, war nicht erwünscht, nachdem das ehemalige Playgirl ihren Gönner verklagt hatte.
ULRIKE SCHMIDT