Der Untergang

von Redaktion

Jahrhunderthochwasser in vielen Teilen Europas – Tote und Vermisste

Wie hier im polnischen Klodzko zerstörte das Hochwasser viele Häuser © Imago

Zillenfahrer der Feuerwehr im vom Hochwasser getroffenen Rust im Tullnerfeld. © Fohringer/dpa

Hochwasser an der Elbe: Die Pegelstände steigen in Sachsen weiter an. © Woitas/dpa

Ein Autofahrer wird in Niederösterreich durch die Feuerwehr vom Dach eines untergegangenen Autos gerettet. © dpa

Eingestürzte Häuser am über die Ufer getretenen Fluss Bela nach schweren Regenfällen in der Stadt Jesenik. © Divisek/epa

Ein Feuerwehrmann evakuiert einen Mann und seinen Hund im tschechischen Jesenik. © Divisek/epa

Die Luftaufnahme einer Drohne zeigt die überflutete Stadt Glatz in Südpolen. Wegen der dramatischen Hochwasserlage in Polen hat Regierungschef Donald Tusk sein Kabinett zu einer Krisensitzung einberufen. © KULCZYNSKI /epa

Starker Regen setzt ganze Landstriche in Tschechien, Polen, Österreich und Rumänien unter Wasser. Mindestens 18 Menschen sterben. Und auch im Osten Deutschlands lassen steigende Wasserstände Anwohner bangen. Vielerorts sprechen die Menschen von einem Jahrhunderthochwasser. Die Lage im Einzelnen:

■ Bayern: Neuer Regen und Anstieg der Pegelstände

In Deutschland richten sich die Blicke auf Tschechien – und darauf, wie viel Wasser Elbe und Oder dort führen. Diese Wassermassen werden mit Zeitverzug Deutschland erreichen. Im Osten Sachsens gingen die Hydrologen mit dem im Tagesverlauf erwarteten Ende des Dauerregens von einer Entspannung der Lage aus.

In Bayern bleibt die Hochwasserlage an einigen Orten weiterhin angespannt – und neuer Regen ist angesagt. In der Nacht habe sich die Situation in den betroffenen Gebieten nicht groß verändert, teilten die Polizeipräsidien mit. Eine Entwarnung gibt es vorerst aber nicht: Der Hochwassernachrichtendienst (HND) erwartete mit dem regnerischen Start in die Woche erneute Anstiege der Wasserstände.

Ein Hochwasser wie im Juni in Bayern sei aber nicht zu befürchten. Unter anderem erwartet der HND, dass die Pegelstände der Donau bei Passau, der Vils bei Vilshofen und der Isar bei München erneut ansteigen. Von Mittwoch an dürfte sich die Lage den Angaben zufolge allmählich entspannen.

■ Österreich: Lage bleibt „dramatisch“

In Österreich gab es zumindest in der Nacht eine kurze Regenpause. „Es ist nicht vorbei, es bleibt kritisch, es bleibt dramatisch“, sagte die Ministerpräsidentin Niederösterreichs Johanna Mikl-Leitner. Am Montag würden regional erneut bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet.

Dramatische Szenen spielten sich in Untergrafendorf in Niederösterreich an einem Bach ab, der zu einem reißenden Fluss geworden war. Eine Frau rettete sich vor den plötzlich steigenden Wassermassen in den ersten Stock ihres Hauses, aber ihr Mann schaffte es nicht. Sie habe stundenlang um Hilfe geschrien, sei aber nicht gehört worden, schilderte ein Polizeisprecher. Die Leiche ihres Mannes (70) wurde später gefunden, es war das dritte Todesopfer in Österreich. Außerdem wurde eine Leiche beim Strandbad in Klosterneuburg im Wasser entdeckt. Eine Obduktion soll die Todesursache klären. Ob von einem vierten Hochwasseropfer in Österreich geredet werden kann, blieb zunächst unklar.

■ Katastrophenzustand in Polen

In den polnischen Hochwassergebieten sind nach Angaben eines Polizeisprechers vier Menschen ums Leben gekommen. Es handele sich um drei Männer und eine Frau aus vier verschiedenen Orten, sagte ein Polizeisprecher bei der Sitzung des Krisenstabs in Breslau (Wroclaw). Unterdessen ordneten örtliche Behörden in zwei Städten Evakuierungen an.

In der Kleinstadt Klodzko rund 100 Kilometer südlich von Breslau sieht ein Teil der Fußgängerzone aus wie nach einer Bombenexplosion. In den Läden im Erdgeschoss sind Schaufenster und Türen herausgerissen. Drinnen sind Regale umgestürzt, lose Kabel hängen herum. Zertrümmerte Rohre liegen in einer Pfütze aus trübem Wasser. Dort war die Glatzer Neiße, ein Nebenfluss der Oder, über die Ufer getreten.

Angesichts der schweren Verwüstungen im Südwesten Polens hat die Regierung für die Hochwassergebiete in Niederschlesien, Schlesien und Oppeln den Katastrophenzustand ausgerufen. Er gibt den Behörden mehr Befugnisse, Anordnungen zu erlassen, da die bürgerlichen Freiheiten und Rechte vorübergehend eingeschränkt werden.

■ Hochwasser hat Tschechien fest im Griff

In Tschechien wurden inzwischen zwei weitere Tote bestätigt. Damit liegt die Zahl der bestätigten Todesfälle nun bei drei. Regierungschef Petr Fiala sprach schon von einem Jahrhunderthochwasser an vielen Flüssen im Osten des Landes.

In der drittgrößten Stadt Ostrava, wo Oder und andere Flüsse zusammenfließen, ist die Lage kritisch: „In mehreren Stadtteilen ist es offensichtlich zu Deichbrüchen gekommen“, sagte Umweltminister Petr Hladik nach einer Krisensitzung. Die Bewohner wurden mit Schlauchbooten und Hubschraubern in Sicherheit gebracht. Katastrophenhelfer versuchten, die Bruchstellen in den Deichen mit Steinen aufzufüllen. Die Bergbau- und Industriestadt knapp 280 Kilometer östlich von Prag hat rund 285 000 Einwohner. Ein Kraftwerk musste abgeschaltet werden. Strom- und Mobilfunknetze und die Trinkwasserversorgung fielen vielerorts aus.

■ Sieben Tote in Rumänien

In Rumänien war vor allem der Osten des Landes betroffen. Im Karatenland waren über das Wochenende sechs Menschen ums Leben gekommen. Am Montag sei das siebte Opfer im ostrumänischen Dorf Grivita nahe der Stadt Galati gefunden worden, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax. Rund 6000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst. Menschen kletterten auf Hausdächer, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden.

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