Die Flut hat uns alles genommen

von Redaktion

Keine Entwarnung in Hochwassergebieten – Schon 21 Tote

Feuerwehrleute pumpen im niederösterreichischen Ort Kapelln Wasser aus Gärten und Feldern ab. © Reichwein/dpa

Helfer reinigen im österreichischen Grabensee Möbel. © AFP

In der Kleinstadt Nysa versuchten 2000 Menschen gemeinsam zu verhindern, dass ein Damm bricht. © Slodkowski/AFP

Aufräumarbeiten im polnischen Glatz. Die historische Altstadt wurde von der zwei Meter hohen Flutwelle extrem verwüstet. Viele Menschen stehen vor dem Nichts. © Gdesz/dpa

Breslau/Prag/Wien/Dresden – Nach dem Hochwasser beginnen in den Katastrophengebieten die Aufräumarbeiten. So auch im polnischen Glatz. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die Stadt von Wassermassen überflutet und richteten schlimmste Zerstörungen an. Viele Menschen stehen nach der Flutkatastrophe vor dem Nichts. Die Flut hat ihnen alles genommen. Die zwei Meter hohe Flutwelle richtete in der historischen Altstadt immense Verwüstung an.

Rund 50 Kilometer weiter kämpfen die Menschen weiter mit vereinten Kräften, um das Schlimmste zu verhindern. In der Kleinstadt Nysa rund 90 Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) drohen die Wassermassen der Glatzer Neiße einen Deich zu durchbrechen, der das Stadtzentrum schützt. In der Nacht halfen viele Bewohner der Stadt den Einsatzkräften von Armee und Feuerwehr, die angegriffene Stelle im Deich mit Sandsäcken zu verstärken. „Auf dem Deich waren etwa 2000 Menschen: Frauen, Männer, Kinder und Senioren“, sagte Bürgermeister Kordian Kolbiarz. Diese hätten eine Menschenkette gebildet, um die Sandsäcke zu transportieren.

Unterdessen wurde am Dienstagmorgen in Österreich ein fünftes Todesopfer entdeckt. Es handelt sich um eine 81-jährige Frau aus Würmla in Niederösterreich. Die Frau starb laut Chefinspektor Johann Baumschlager von der Landespolizeidirektion in ihrem gefluteten Wohnhaus. Die Seniorin sei bereits am Samstag aufgefordert worden, ihr Haus zu verlassen, doch sie wollte in ihrem Heim bleiben. Am Dienstag konnten die Einsatzkräfte die 81-Jährige nur noch tot bergen.

Trotz nachlassender Regenfälle gibt es in den Hochwasser-Gebieten in Mittel- und Osteuropa weiter keine Entwarnung: In Österreich wurden im stark betroffenen Bundesland Niederösterreich am Montag und in der Nacht zu Dienstag sieben Ortschaften im Tullnerfeld evakuiert.

Bisher kamen durch die von tagelangem Starkregen verursachten Überschwemmungen in Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien mindestens 21 Menschen ums Leben. In der Nacht seien die Pegel fast überall gesunken, teilte der stellvertretende Landeshauptmann Stephan Pernkopf der APA am Dienstag mit. Es gebe aber „unglaublich große Schäden im ganzen Land“.

In den kommenden Tagen erwarten die Meteorologen in Niederösterreich laut Pernkopf zwar „im Wesentlichen keine relevanten flächigen Niederschläge“ mehr. Experten warnen nun aber vor drohenden Erdrutschen, weil infolge der Überschwemmungen Erd- und Gesteinsmassen und ganze Berghänge ins Rutschen geraten könnten.

Auch in weiten Teilen Bayerns lässt der Dauerregen nach. Ab Mittwoch soll es dem Deutschen Wetterdienst zufolge zunehmend trocken und sonnig werden. Die Hochwasserlage im Süden und Osten Bayerns dürfte sich entspannen. Zunächst steigen die Wasserstände an einigen Flüssen aber noch leicht an, wie der Hochwassernachrichtendienst prognostiziert. In Passau hat die Donau ohnehin schon Meldestufe 3 erreicht. In diesem Bereich soll der Wasserstand noch steigen, ehe in der Nacht zum Mittwoch ein deutliches Absinken erwartet wird. Angesichts steigender Wasserstände sind in Brandenburg die Flüsse Lausitzer Neiße, Elbe und Spree über die Ufer getreten.

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