Gisèle Pelicot wurde jahrelang missbraucht. Nicht nur von ihrem Mann, sondern auch von Fremden. © Simon/AFP
Dominique Pelicot während seiner Aussage vor Gericht, festgehalten von einer Gerichtszeichnerin. © Peyrucq/AFP
Avignon – Der angeklagte Franzose, der seine Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubte und Fremden zur Vergewaltigung anbot, hat sich vor Gericht zu seinen Taten bekannt. „Ich bin ein Vergewaltiger, so wie die anderen hier im Raum“, sagte Dominique Pelicot am Dienstag in Avignon mit Blick auf seine 50 Mitangeklagten. „Sie wussten alle Bescheid, niemand kann das Gegenteil behaupten.“ Seine Frau Gisèle habe das „nicht verdient“, sagte Pelicot. „Ich bin schuldig für das, was ich getan habe“, sagte der Rentner .„Ich bereue, was ich getan habe, ich bitte um Vergebung, auch wenn es nicht entschuldbar ist.“ Es war das erste Mal, dass der 71-Jährige in dem aufsehenerregenden Prozess zu den Taten befragt wurde. Seine Aussage hatte sich wegen gesundheitlicher Probleme mehrfach verzögert. Der Vorsitzende Richter hatte mehrere medizinische Untersuchungen beantragt und bereits eine Vertagung des Prozesses in Erwägung gezogen.
Pelicot leidet nach Angaben des Gerichts unter anderem an einer Niereninfektion. Er wurde für prozessfähig erklärt, bekam aber einen Sessel statt eines Stuhls und soll regelmäßig Pausen einlegen, in denen er sich hinlegen kann.
Seine Ex-Frau Gisèle Pelicot hatte in der vergangenen Woche vor Gericht ausführlich geschildert, wie sie jahrelang unter unerklärlichen Gedächtnislücken und gynäkologischen Problemen litt, bevor sie erfuhr, in welcher Weise sich ihr Mann an ihr verging. Dies wurde aufgedeckt, als ihr Mann wegen eines anderen Vergehens ins Visier der Justiz geriet und die Ermittler auf etwa 4000 Fotos und Videos von Vergewaltigungen der Frau stießen. Etwa 200 Mal wurde Gisèle Pélicot zwischen 2011 und 2020 ohne ihr Wissen vergewaltigt, teils von ihrem Ehemann und in 92 Fällen von Fremden. Die Ermittler identifizierten 50 von ihnen, die sich nun neben dem Hauptangeklagten Dominique Pélicot vor Gericht verantworten müssen. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.
Gisèle Pélicot hatte sich ausdrücklich gegen ein Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesprochen und sich einverstanden erklärt, mit vollem Namen in den Medien zitiert zu werden. „Die Scham muss die Seite wechseln.“