Die mutmaßliche Täterin Katia P. © Julius Müller-Meiningen
Das Wrack des Unfallwagens lässt erahnen, mit welcher Wucht die Schülerinnen erfasst wurden. © FrancoScarsell2/X
Lido Di Camaiore – Der Strand liegt nicht einmal 100 Meter entfernt. Doch derzeit herrscht vor dem Hotel Sirio in Lido di Camaiore keine Ferienatmosphäre. Stattdessen Schock, Verzweiflung, Ratlosigkeit. Am Mittwochabend hatte hier eine Pkw-Fahrerin sieben Menschen überfahren, weil sie bei Rot über die Ampel raste. Zwei junge Frauen aus Deutschland starben bei der Tragödie. Die Schülerinnen waren 18 und 19 Jahre alt und besuchten die Gesamtschule Duisburg-Mitte. Die Opfer waren offenbar auf Klassenfahrt in der Toskana.
Am Donnerstag zeigen italienische Online-Medien, ein Foto, das die mutmaßliche Täterin Katia P. zeigen soll – 44 Jahre alt, ursprünglich aus Brasilien. Auf dem Foto trägt sie Schwarz, ihr Handy in der Hand. „Sie schien völlig abwesend zu sein, ihre Augen versanken in einer schwer zu erklärenden Leere“, beschrieb eine Augenzeugin die Tatverdächtige nach dem Unfall. Ein Alkohol- und Drogentest fiel negativ aus. Bislang ist völlig unklar, warum sie mit rund 80 km/h durch die engen Straßen raste – ohne zu bremsen. „Sie kam angerast wie ein Projektil“, zitiert die Zeitung Corriere della Sera eine weitere Augenzeugin.
„Zum Glück konnte ich wegspringen, dann habe ich gesehen, wie Menschen zu Boden gingen.“ Ein anderer Zeuge schildert der Zeitung La Nazione den lauten Knall beim Aufprall: „Es hörte sich an wie ein Attentat!“. Eine Hotelangestellte soll noch zu den Schülerinnen gelaufen sein, um Erste Hilfe zu leisten – zu spät. „Ich hörte einen letzten Atemzug, dann nichts mehr“, berichtete sie. Nach der ersten roten Ampel soll P. auch über eine zweite gefahren sein. Die anderen fünf Opfer – darunter eine Mitschülerin der Getöteten – seien verletzt, eine 60-Jährige schwebt in Lebensgefahr.
Die Polizei sucht Aufnahmen von Überwachungskameras, um den Unfallhergang zu rekonstruieren. Gegen P. wird wegen zweifacher Tötung im Straßenverkehr ermittelt. Auf dem Delikt stehen bis zu 18 Jahre Haft.
JULIUS MÜLLER-MEININGEN