Immer mehr Pubs stehen vor dem Aus. © Mike Kemp/Getty
London – Urige Wandfassaden, dämmriges Licht und eine ausgelassene Stimmung: Das ist das Gefühl, wenn man einen echten britischen Pub betritt. Ein Ort, wo sich die Menschen auf der Insel gerne nach der Arbeit treffen, auf ein Pint oder einen Sherry und mitunter bis in den späten Abend hocken bleiben, vor allem dann, wenn ein Künstler seine Gitarren-Songs zum Besten gibt.
Doch die Briten sorgen sich um ihre Kneipen – zu Recht. Denn bereits seit Jahren geht die Zahl der Pubs zurück. Das Kulturerbe, das weit über die Landesgrenzen des Vereinigten Königreichs hinaus bekannt und beliebt ist, droht auszusterben. Zwischen Januar und Juni schlossen in England und Wales insgesamt 305 Kneipen, etwa 50 pro Monat. Zwischen April 2023 und 2024 seien es sogar 472 Kneipen gewesen. Inzwischen existierten nur noch 39 096 Pubs. Es sind Zahlen, die der Immobilienberater Altus Group unter Berufung auf Regierungsangaben ermittelte.
Einige von den Kneipen seien abgerissen worden, manche wurden auch zu Wohnungen, Büros oder sogar Kindergärten umfunktioniert. Betroffen war vor allem Nordwestengland. Warum die beliebten Kneipen immer weniger werden, sei letztlich nicht auf einen Grund zurückzuführen, heißt es von Altus Group. Es gibt viele Faktoren, die das Pub-Sterben bedingen, so etwa die hohe Inflation. Die Ausgaben für Energie und Personal stiegen stark, aber Verbraucher gaben deutlich weniger Geld aus.
Die Branche fordert bereits seit Langem eine niedrigere Gewerbe- und Alkoholsteuer. Stattdessen drohen den Betreibern ab Frühling 2025 aber noch höhere Abgaben, falls die Regierung die auslaufenden Ausnahmeregeln nicht verlängern sollte. Unter den Mehrabgaben fürchten vor allem Pub-Betreiber auch eine deutlich höhere Biersteuer. Dabei ist diese auf der britischen Insel im internationalen Vergleich bereits sehr hoch.
Auch Regierungspläne für eine Ausweitung des Rauchverbots im Freien lassen die Betreiber neue Einnahmeverluste fürchten. So hat der britische Premierminister Keir Starmer angekündigt, gegen die gesundheitlichen Folgen des Rauchens stärker vorgehen zu wollen. Sein Plan sieht unter anderem ein bedingtes Rauchverbot im Freien vor – auch unter offenem Himmel in Biergärten. Ob es dazu kommt, steht aber noch aus.
DPA/LME