Hildesheim – Depressionen bei jungen Menschen werden laut Bindungsforscherin Manuela Gander oft nicht erkannt. Beschwerden würden mitunter als „typisch Jugendzeit“ abgetan, so Gander. So sagten viele Betroffene, dass sie schon lange das Gefühl hätten, dass etwas nicht stimme, sie aber nicht gewusst hätten, was dieses Gefühl genau sei. Studien zufolge erleben 8 bis 10 Prozent der jungen Menschen einmal eine depressive Episode; jede Episode erhöht die Wahrscheinlichkeit, erneut depressiv zu werden. Insgesamt ist die Zahl der Betroffenen in den vergangenen Jahren massiv gestiegen, Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen.
Eine Depression zeige sich bei Kindern oder Jugendlichen oft anders als bei Erwachsenen, erklärt die Psychologin. Reizbarkeit, aber auch Symptome wie Kopf- und Bauchschmerzen stünden bei jungen Menschen stärker im Vordergrund. Oft fielen entsprechende Veränderungen, ein sozialer Rückzug oder nachlassendes Interesse zunächst nahen Bezugspersonen der Betroffenen auf. Andererseits dürften Diagnosen nicht zu früh gestellt werden, sagte Psychiater Detlef Dietrich: Gerade im Kinder- und Jugendalter seien Symptome oft unspezifisch. Die Entstehung von Krankheiten sei „so komplex, dass man genau hinsehen muss“. Insofern seien vorbeugende Angebote wichtig. Lehrkräfte könnten in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle spielen.
Das Pilotprojekt GetFit4MentalHealth bildet derzeit Lehrkräfte in Tirol in diesem Bereich fort. Das Ziel sei, dass bereits in der Ausbildung über Anzeichen und Gegenmaßnahmen ausgebildet werde. Zugleich sollten junge Menschen lernen, wie sie sich besser entspannen und mit Krisenmomenten umgehen könnten.