Die Angeklagte im Gerichtssaal in New York. © Drew/dpa
Anna Sorokin mit Tanzpartner Ezra Sosa. Rechts an ihrem Fuß: die farblich zum Outfit passende Fußfessel. © McCandless/Disney
New York – Na, das war ein kurzer Auftritt. Dabei gab es über die Teilnahme der deutschen Anna Sorokin an der US-Tanzshow „Dancing With the Stars“ im Vorfeld heftige Diskussionen. Der Grund: Die 33-Jährige ist eine verurteilte Straftäterin und Hochstaplerin. Sie wurde 2019 zu vier Jahren Haft verurteilt, kam wegen guter Führung 2021 aber frei und trägt seither eine Fußfessel. Für ihre Teilnahme an der Tanzshow hatte sie eine spezielle Erlaubnis der Behörden bekommen – und trat mit einer mit Glitzersteinchen besetzten elektronischen Fußfessel auf. Viele fanden das offensichtlich nicht lustig, denn die Deutsche bekam mit am wenigsten Zuschauerstimmen und die geringste Unterstützung der Jury. Nach nur zwei Folgen ist für Sorokin somit Schluss. Auf die Frage, was sie von dieser Erfahrung mitnehme, sagte sie schlicht: „Nichts.“
Die Geschichte der 33-Jährigen hätte sich Hollywood wohl nicht besser ausdenken können. Sie ist so absurd, dass bereits der US-Streaming-Dienst Netflix darauf ansprang und über sie die Serie „Inventing Anna“ (Die Erfindung von Anna) drehte. Die 1991 in der Nähe von Moskau geborene Sorokin war als Teenager mit ihren Eltern nach Deutschland gezogen. Sie hatte in Eschweiler bei Aachen Abitur gemacht, zog über London und Paris nach New York, wo sie sich in der High Society Manhattans als Millionenerbin ausgab und Leistungen im Wert von mehr als 200 000 Dollar (etwa 175 000 Euro) erschlich. Dies gelang ihr mit einem Netz aus Lügen und indem sie verschiedene Leute gegeneinander ausspielte.
So gab sie sich ab 2013 unter dem Falschnamen Anna Delvey wahlweise als deutsche Tochter eines millionenschweren Kunstsammlers oder eines Diplomaten aus. Arbeitete zeitweise im New Yorker Büro von Purple, welches ihr erste Kontakte in die Kunst-, Mode- und Unternehmensbranche verschaffte und gründete eine Kunststiftung unter ihrem Pseudonym. Sie überzeugte verschiedene Menschen in eine Sache zu investieren, Gebäude für Veranstaltungen anzumieten, die ihr nicht gehörten und versuchte über gefälschte Briefe und Dokumente an Millionenkredite von US-Banken und anderen Investoren zu gelangen.
Neben all dem hielt sie ihr Image der reichen, deutschen Millionenerbin immer aufrecht: Gab ihr Geld in teuren Restaurants, Luxus-Hotelaufenthalten und beim Shopping aus. Nach und nach kamen ihre angeblichen Freunde und Geschäftspartner ihr auf die Schliche. Als sie Hotelrechnungen nicht begleichen konnte, wurde seitens der Hoteliers Anzeige gegen sie erstattet. Auch ihre damalige Vertraute wandte sich an die Polizei, als sie nach einem gemeinsamen Marokko-Urlaub auf den Kosten sitzen blieb. Im Oktober 2017 wurde sie in Kalifornien verhaftet.
2019 wurde ihr der Prozess gemacht. 2021 kam sie unter Auflagen frei. Seither drängt Sorokin aber immer wieder in die Öffentlichkeit, was stark kritisiert wird.