Diddys Horrorshows

von Redaktion

Wie geheime Orgien und schwere Vorwürfe den Star ins Gefängnis brachten

Schillernde Figur mit Geheimnissen: Sean Combs –bekannt als P. Diddy – war Stammgast auf roten Teppichen. © AFP

Es gibt Menschen, die sind auf so viele Arten erfolgreich, dass es schwerfällt, ihnen eine klare Rolle zuzuschreiben. Sean Combs – Künstlername P. Diddy, früher Puff Daddy – ist so einer. Musikproduzent, Rapper, Geschäftsmann – so hat der 54-Jährige es in den USA zum Zigfachen Multimillionär geschafft Doch verdichten sich die Hinweise, dass der bewunderte Star über die Jahrzehnte noch eine ganz andere Rolle spielte: Aus der Anklage der Bundesanwälte gegen Combs geht hervor, dass er etliche Frauen missbraucht, bedroht und genötigt haben soll.

So richtig begannen die Schwierigkeiten für Combs im Mai, als der Sender CNN Aufnahmen einer Überwachungskamera aus einem Hotel veröffentlichte, die zeigen, wie er im Jahr 2016 nur mit einem Handtuch bekleidet seine damalige Freundin Casandra Ventura auf dem Flur schlägt, hinter sich herschleift und brutal mit Fußtritten traktiert. Ventura hatte Combs im November vergangenen Jahres verklagt und ihm jahrelange Misshandlungen sowie Vergewaltigung vorgeworfen, allerdings einigten sich beide kurz danach auf einen Vergleich. Doch seither haben mehrere weitere Frauen Combs wegen sexueller Gewalt verklagt. Im März durchsuchten bewaffnete Polizisten seine Villen in Miami und Los Angeles. Inzwischen sitzt er in einem berüchtigten New Yorker Gefängnis. Eine Freilassung gegen Kaution bis zu einem Prozess haben die US-Richter abgelehnt. Es bestehe sonst die Gefahr, dass er Zeugen einschüchtern und die Justiz behindern könnte. Erst am Dienstag kam eine weitere Klage hinzu. Combs habe sie im Jahr 2001 unter Drogen gesetzt, gefesselt und gemeinsam mit einem Komplizen „brutal vergewaltigt“, schilderte die Klägerin. Die beiden Männer hätten das Geschehen zudem gefilmt und die Aufnahmen anschließend als Pornovideo verkauft.

Combs ist nicht einfach irgendein Rapper. Er war jahrelang eine schillernde Figur, die dekadente Partys schmiss, auf denen sich Hollywood- und Musikstars nur so tummelten. Leonardo DiCaprio, Kim Kardashian, Mariah Carey, Paris Hilton und viele mehr zählten zu seinen Gästen. Anfang der 2000er war er mit Jennifer Lopez liiert. Er managte Stars wie die ermordete Hip-Hop-Legende Notorious B.I.G., war auch Mentor von Pop-Größen wie Justin Bieber. Combs trug weiße Anzüge, machte Mode und vermarktete Wodka. Eva Ries, jahrelang Managerin des legendären Wu-Tang-Clan, beschrieb ihn dem „Spiegel“ so: „Er ist ein Stratege, smart und weltgewandt. Ich würde ihn als Chamäleon beschreiben: Auf der einen Seite ist er ein echter Streetgangster – rough und tough, mit guten Verbindungen ins kriminelle Milieu. Auf der anderen Seite ist er ein Gentleman, der bei Bedarf mit der US-Vorzeigeunternehmerin und Fernsehköchin Martha Stewart oder den Chefs des Guggenheim-Museums dinieren kann.“

Gleichzeitig soll Combs aber auch Partys gefeiert haben, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, sogenannte „Freak offs“ – teils mehrtägige Orgien. Mit dabei sollen auch Frauen gewesen sein, die durch Drohungen oder mithilfe von Drogen zum Sex genötigt worden seien. In der Anklage ist Berichten zufolge von Horrorshows die Rede, die offenbar von Diddy selbst teilweise gefilmt worden sind, um unzufriedene Teilnehmer notfalls unter Druck setzen zu können.

Ob sich weitere Promis unter den Gästen dieser „Freak offs“ befunden haben, ist bisher unbekannt. Es gibt aber viel Geraune. Ein Drogenkurier, der eine solche Diddy-Party beliefert haben will, sagte der „New York Post“: „Es passierten seltsame Dinge.“ Prominente Männer hätten in Hinterzimmern miteinander Sex gehabt. „Man sah zwei Leute, von denen man nicht dachte, dass sie miteinander schlafen würden, Rapper, das hat mich schockiert.“
SEBASTIAN HORSCH

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