Streit um Berlusconi-Briefmarke

von Redaktion

Postwertzeichen erscheint pünktlich zum 88. Geburtstag des verstorbenen Politikers

Gefällt nicht jedem: Die Gedenk-Briefmarke mit dem Foto von Silvio Berlusconi.

Rom – Nun können sich die Italienerinnen und Italiener ihren Berlusconi auf Briefe und Postkarten kleben. Seit dieser Woche verkauft die italienische Post eine Gedenkbriefmarke für den viermaligen italienischen Ministerpräsidenten. Berlusconi, der im Juni 2023 verstarb, wäre am vergangenen Sonntag 88 Jahre alt geworden.

Auf der Briefmarke mit dem Wert von 1,25 Euro ist der umstrittene Politiker und Medienunternehmer ganz als Staatsmann abgebildet. Berlusconi trägt schwarzes Jackett, Krawatte, sein Haar ist noch recht füllig. Hinter ihm sind die italienische und die europäische Flagge zu sehen. „Silvio Berlusconi 1936–2023“ steht neben seinem Konterfei geschrieben. Die Briefmarke hat eine Auflage von 350 010 Exemplaren.

Als die Regierung von Giorgia Meloni im April die Gedenkbriefmarke angekündigt hatte, war der Protest erheblich. „Hier wird einem Steuerbetrüger eine Briefmarke gewidmet“, kritisierte Marco Travaglio, Chefredakteur der Zeitung „Il fatto quotidiano“. Das Blatt steht der Antisystem-Partei Fünf-Sterne-Bewegung nahe. „Allein im Mediaset-Prozess betrog er den Staat um 368 Millionen Dollar“, fügte der Journalist hinzu und meinte: „Es gibt kein seriöses Land, das einem Steuerbetrüger eine Briefmarke widmet.“

Berlusconi war 2013 in letzter Instanz zu vier Jahren Haft wegen Steuerbetrug verurteilt worden. Aufgrund seines damals bereits hohen Alters musste der Unternehmer die Haft nicht antreten, sondern leistete die Strafe mit Sozialarbeit ab. Der Kassationsgerichtshof hatte außerdem festgehalten, der spätere Ministerpräsident habe über 20 Jahre hinweg bis 1992 die sizilianische Mafia-Organisation Cosa Nostra finanziert.

Diese Umstände spielen nun auch in der Umbenennung des großen Mailänder Flughafens Malpensa in „Aeroporto Silvio Berlusconi“ eine Rolle. Die Entscheidung wurde im Schnellverfahren von der Regierung Meloni durchgezogen. Es war Verkehrsminister Matteo Salvini (Lega), der die Initiative zur Umbenennung beschleunigt hatte. Mehr als 100 000 Menschen protestierten mit einer Unterschriftensammlung.
JMM

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