Virus-Entwarnung in Hamburg

von Redaktion

Nacht des Bangens: Der Verdacht einer Marburg-Infektion bestätigt sich nicht

Hochsicherheitslabor: Wissenschaftler analysieren, ob eine Infektion mit dem Virus vorliegt. © Bernhard-Nocht-Institut

Hamburg – Nach beunruhigenden Szenen am Hamburger Hauptbahnhof und einer Nacht des Bangens kommt am Morgen für zwei Menschen die erlösende Nachricht: Ihr Test auf das Marburg-Virus ist negativ. Der Mann und seine Begleiterin, beide Mitte bis Ende 20, haben sich nicht mit der lebensbedrohlichen Krankheit angesteckt, die letztmals 1967 in Deutschland diagnostiziert wurde. „Das sind am Feiertag gute Nachrichten“, sagt der Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, Wolfgang Arnhold.

Und auch für alle anderen, die möglicherweise Angst hatten, sich als Kontaktperson der beiden angesteckt zu haben, gibt die Behörde Entwarnung: „Während der Rückreise von Ruanda über Frankfurt nach Hamburg bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Mitreisende in der Bahn und im Flugzeug.“ Eine Gefährdung Dritter könne durch die negative Testung und die fehlende Symptomatik während der Reise ausgeschlossen werden.

Bürgermeister Peter Tschentscher zeigte sich erleichtert: „Ich bin froh, dass sich dieser Verdacht nicht bestätigt hat, dass es sich um ein Marburg-Virus handeln könnte. Denn es ist eine sehr ernste Viruserkrankung“, sagte der SPD-Politiker und Mediziner. „Man muss in solchen Fällen wirklich sehr vorsichtig sein.“

Der junge Mann hatte bis vor Kurzem in Ruanda als Medizinstudent in einem Krankenhaus gearbeitet, wo auch mit dem Virus infizierte Menschen behandelt wurden. In dem ostafrikanischen Land sind aktuell dutzende Menschen am Marburg-Virus erkrankt, mindestens elf von ihnen sind gestorben.

Entsprechend alarmiert sind die Behörden, als der Mann während der Zugfahrt von Frankfurt nach Hamburg Kontakt mit Ärzten in Hamburg aufnimmt, weil er Sorge hat, sich in Ruanda mit einer tropischen Krankheit infiziert zu haben. Er habe grippeähnliche Symptome gehabt, und ihm sei leicht übel gewesen, sagt ein Feuerwehrsprecher.

Die Folge: Am Hauptbahnhof werden am Mittwoch die Gleise 7 und 8 abgesperrt, der Mann und seine Begleiterin umgehend isoliert und zur weiteren Untersuchung in einen Spezialbereich des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) gebracht. Dort werden die beiden eingehend untersucht, im Hintergrund bereiten die Behörden einen Krisenstab vor. Die Testung habe dann bis in die Nacht im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) stattgefunden, sagt Arnhold.

Am Donnerstagvormittag und nach allerlei Abstimmungen zwischen Sozialbehörde, UKE und BNITM ist dann offiziell klar: Bei beiden Patienten fallen die PCR-Tests auf das Marburg-Virus negativ aus. Auch ihre Symptome passen nicht zu der lebensgefährlichen Krankheit, die in Deutschland bislang nur beim namensgebenden Fall vor 57 Jahren in Marburg festgestellt worden war. Sie seien froh, dass Hamburg nicht der zweite Fall in Deutschland geworden sei, sagt Arnhold.

Der Medizinstudent, der zweimal Kontakt zu einer erkrankten Person hatte, wird laut den Behörden bis zum Ende der Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen weiter beobachtet. Für die kommenden Tage ist ein isolierter Verbleib im Spezialbereich des UKE geplant, im Anschluss eine häusliche Isolation unter Aufsicht des zuständigen Gesundheitsamtes. Auch seine Begleiterin wird über das Wochenende im Krankenhaus beobachtet.

Der Erreger trägt den Namen der hessischen Stadt Marburg, weil sich dort 1967 Laborangestellte mit dem bis dahin unbekannten Virus infiziert hatten. Insgesamt 29 Menschen wurden infiziert, sieben von ihnen starben.
B. HALLER/M. KLEMM

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