„Aura“ ist das Jugendwort des Jahres

von Redaktion

Hauchdünner Vorsprung in Online-Abstimmung vor dem umstrittenen „Talahon“ und „Schere“

Knappes Votum: Eine Mitarbeiterin des Langenscheidt-Verlags präsentiert das Jugendwort 2024. © Andreas Arnold/dpa

Frankfurt – Jugendliche haben „Aura“ zum „Jugendwort des Jahres“ 2024 gekürt. Bei einer Online-Abstimmung des Langenscheidt-Verlags lag es auf dem ersten Platz unter den drei Top-Begriffen. Das Siegerwort, das eine besondere Ausstrahlung und das Charisma einer Person bezeichnet, wurde auf der 76. Frankfurter Buchmesse live vor zahlreichen Jugendlichen und Kindern verkündet. In der Jugendsprache wird der Begriff „Aura“ häufig auch scherzhaft genutzt.

In dem Zusammenhang kommt dann auch eine negative Aura („Minus-Aura“) vor, etwa durch einen peinlichen Fehltritt. „Ich dachte, es gibt keine Stufe mehr und bin gestolpert – minus 50 Aura“, nennt der Langenscheidt-Verlag als Beispiel. „Aura“ landete den Angaben zufolge hauchdünn vor „Talahon“ auf dem ersten Platz. „Talahon“ ist abgeleitet vom arabischen „Tahal lahon“, übersetzt: „Komm her“. Der Begriff bezeichnet junge Männer, die gefälschte Luxusklamotten tragen und mit Bauchtasche, Trainingshose und Goldkette durch die Innenstadt laufen, um sich wichtig zu machen.

Gemeint sind oft auch junge Männer mit Migrationshintergrund. Der Begriff sorgte in diesem Jahr für Kontroversen und teils rassistische Diskussionen über Migration und Jugendkultur. Eingeordnet wird das Wort dabei zwischen Rassismus, Ressentiment und Selbstironie. „Verknallt in einen Talahon“ gilt zudem als erster KI-gemachter Song in den deutschen Charts.

Der Verlag Langenscheidt sieht dagegen keine eindeutig negative Besetzung des Wortes und strich es daher nicht aus der Abstimmung. Die Begründung: Auch die angesprochene Gruppe selbst, junge Männer mit stereotypischer Optik, bezeichne sich scherzhaft so, ohne diskriminierende Bedeutung, hieß es. „Bei dem Wort haben wir erlebt, dass es sehr polarisiert hat“, sagte Nikolas Hoenig, Marketingleiter bei Pons Langenscheidt. Es beschreibe aber aus Sicht des Verlags keine ethnische Gruppe. „Um es vielleicht ein bisschen plastischer zu machen: Für uns gibt es auch deutsche Talahons.“

Den dritten Platz belegt „Schere“: Die neue Bedeutung des Wortes oder „Schere heben“ stamme vom Online-Spielen und aus der Streaming-Szene. Damit gesteht man sich ein, einen Fehler gemacht zu haben oder eine Schuld auf sich zu nehmen. In diesen Fällen „hebt man die Schere“, um sich dazu zu bekennen und es zuzugeben.

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