Wer dieser Tage per Fähre auf eine griechische Insel will, hat keine Chance. © Giannakouris/dpa
Piräus – Die griechischen Seeleute haben fast den gesamten Fährverkehr im Land lahmgelegt – und wollen weiter streiken. Wegen der Arebeitsniederlegung der Seeleute standen gestern in Griechenland am Donnerstag den dritten Tag in Folge die Fähren still. Auch am Freitag soll es keinen Fährverkehr geben.
Touristen und Einwohner von Inseln, die keinen Flughafen haben, bleiben damit von der Außenwelt abgeschnitten. Zudem gebe es Engpässe bei der Versorgung einiger Eilande, berichtete das griechische Fernsehen. Die Gewerkschaft der griechischen Seeleute fordert 15 Prozent mehr Lohn für ihre Mitglieder, die Reeder haben bislang nur drei Prozent geboten. Die Gewerkschaft PNO droht den Streik auf unbestimmte Zeit auszudehnen. Der Fährverkehr ist in Griechenland wegen der zahlreichen bewohnten Inseln so wichtig wie in anderen Ländern Europas der Eisenbahnverkehr.
Der Streik sei ein Protest gegen „unerfüllte Forderungen“ und gegen Bedenken hinsichtlich der Arbeitsbedingungen auf Passagierfähren, so das Touristikportal. „Greek Travel Pages“. Darüber hinaus protestiere die Gewerkschaft gegen die Tatsache, dass viele Passagier- und Hochgeschwindigkeitsschiffe ihre jährliche Betriebszeit auf nur vier Monate reduziert haben und die Seeleute somit zu „Saisonarbeitern“ würden.
Bereits am Mittwoch hatte auch die Gewerkschaft POEET (Panhellenische Föderation der Beschäftigten im Gaststättengewerbe und im Tourismus) ihre Mitglieder dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Kellner und Hotelpersonal legten vielerorts die Arbeit nieder. Die Beschäftigten in der Branche prangern vor allem die harten Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung an. Demnach arbeiten Angestellte über fünf Monate im Jahr durchschnittlich jeweils 15 Stunden am Tag – an sieben Tagen in der Woche. Dafür bekommen sie aber nur ein Gehalt von rund 1200 Euro. Die Gewerkschaften fordern eine Fünftagewoche und klare Richtlinien zur Handhabung von Trinkgeld. Das fließe häufig in gemeinsame Fonds, deren Verteilung an die Angestellten nach Ansicht der Gewerkschaft intransparent ist.
Für viele Touristen – in einigen deutschen Bundesländern sind bereits Herbstferien – bedeutete das spürbare Einschränkungen in den Hotels, in der Gastronomie und auch an den Flughäfen. Gibt es bei einer Pauschalreise einen Reisemangel, etwa wenn die gebuchte Halbpension nicht genutzt werden kann, weil kein Hotelpersonal da ist, haben Reisende einen Anspruch auf Entschädigung. Das Portal „Crete Tip“ rät Griechenland-Reisenden, entstandene Mehrkosten durch die Streiks zu dokumentieren und sämtliche Belege aufzubewahren. Von Streiks betroffene Reisende hätten möglicherweise Anspruch auf Rückerstattungen für stornierte Leistungen oder allternative Transportmöglichkeiten.