Über Spanien stürzt der Himmel ein

von Redaktion

Mindestens 95 Tote nach historischem Unwetter – Dutzende Vermisste

Feuerwehrleute arbeiten in einem betroffenen Gebiet, nachdem der Sturm Dana durch die Stadt Letur gezogen ist. © Fernández/dpa

Pure Verzweiflung in Valencia: Eine Frau steht mit einem Besen auf einer überfluteten Straße neben Autowracks. © Solsona/dpa

Anwohner betrachten durch die Wassermassen aufgestapelte Autos in den Straßen von Valencia. Allein dort starben über 50 Menschen. © Saiz/dpa

Valencia – „Ich halte mich an dieser Pflanze fest, um mich herum gibt es aber nichts, nichts, nur Wasser, als wäre ich mitten im Meer“ – per Handyvideo bat Maite Jurado Freunde und Verwandte mit angsterfüllter Stimme um Hilfe. Ihr Auto war zu dem Zeitpunkt in Paiporta nahe der Metropole Valencia längst von den Wassermassen weggespült worden. Die junge Spanierin erlebte einen Albtraum, wurde aber gerettet und kam mit dem Schrecken davon. Anders als mindestens 95 Menschen, die bei einer Unwetterkatastrophe in Spanien starben.

Über 92 Tote gab es allein in der Region Valencia, wie die Regionalregierung auf Anfrage bestätigte. Es wird derweil befürchtet, dass die Zahl der Opfer ansteigen wird. Nach zahlreichen Vermissten wird intensiv gesucht. Allein in Paiporta könnte es dutzende Tote geben, erklärte Bürgermeisterin Maribel Albalat gegenüber Medien.

Besonders schlimm ist die Lage in der auch bei Urlaubern sehr beliebten Region Valencia. Aber auch andere Mittelmeer-Anrainer-Regionen wie Andalusien und Murcia sind schwer betroffen. Die starken Regenfälle setzten unzählige Straßen, Gebäude und Felder unter Wasser. Straßen und kleinere Brücken brachen weg, Bäume, Autos und auch riesige Lastwagen wurden von den Wassermassen wie Spielzeug mitgerissen. Neben heftigem Regen gab es Hagel und starke Windböen. Aus der andalusischen Küstenortschaft El Ejido unweit von Almería berichteten Einwohner von Hagelkörnern „so groß wie Golfbälle“.

Autobahnen und Landstraßen wurden gesperrt. Auch Flug- und Bahn-Verkehr wurden erheblich beeinträchtigt. Am Dienstag war ein Hochgeschwindigkeitszug auf dem Weg von Málaga nach Madrid wegen eines Steinsturzes entgleist. Verletzte gab es dabei nicht.

Zahlreiche Menschen waren in Häusern, Büros oder Einkaufszentren eingeschlossen und setzten wie Maite Jurado in sozialen Medien Notrufe ab. Viele riefen auch beim TV-Sender RTVE und anderen Medien an, weil sie Freunde und Verwandte nicht kontaktieren konnten. „Ich suche meinen 40 Jahre alten Sohn Enrique, der gestern mit seinem Van beruflich unterwegs war und von dem ich seitdem nichts mehr höre“, sagte ein Rentner in RTVE den Tränen nahe.

Die Menschen suchten auf Dächern von Autos und Häusern Schutz, die völlig vom Wasser umgeben waren, wie auf unzähligen Videos in Medien und im Netz zu sehen ist. Bei den Such- und Rettungsarbeiten sind neben Feuerwehrleuten und Angehörigen des Zivilschutzes allein in Valencia über 1000 Kräfte der Militärischen Nothilfeeinheit UME im Einsatz. Eine RTVE-Reporterin sprach auf einer überschwemmten Straße, in der zerstörte Fahrzeuge teils übereinander gestapelt lagen, von „kriegsähnlichen Szenen“. „Das ist wie die Hölle“, sagte eine Anwohnerin. Ein eben geborgener Rentner sagte weinend vor laufenden Kameras: „Das war schrecklich, danke, danke an meine Schutzengel, die mich gerettet haben.“ Die Europäische Union bot den Spaniern nach der Katastrophe bereits ihre Hilfe an.

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