Manche schliefen, andere kamen gar nicht zur Abschlusskonferenz in Cali. © Joaquin Sarmiento/AFP
Cali – Sie wollten Worte mit Leben füllen – erzielten aber nicht in allen Finanzierungsfragen eine Einigung. Am Samstag ging im kolumbianischen Cali die Weltnaturkonferenz zu Ende, nachdem über viele Stunden erfolglos um eine Abschlusserklärung gerungen worden war. Die Vertreter von rund 200 Ländern hatten bei der 16. UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt (COP16) zwei Wochen lang beraten. Das Ende geriet nach Ansicht des WWF zu einer „Blamage“.
„Nach einem zwölfstündigen Schlussplenum musste die Konferenz trotz ausstehender Agendapunkte abrupt beendet werden. Es waren nicht mehr genug Delegierte im Raum, um beschlussfähig zu sein“, hieß es von der Umweltstiftung laut einer Mitteilung. „Das Ziel, die Naturzerstörung bis 2030 aufzuhalten und sogar rückgängig zu machen, verbleibt nach dieser Konferenz noch in weiter Ferne“, sagte Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland.
„Es ist bedauerlich, dass die Weltnaturkonferenz zu Ende gegangen ist, ohne dass eine Strategie beschlossen wurde, wie weitere Gelder für den Naturschutz aufgebracht werden können“, teilte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), mit.
Dabei waren zum Beginn der Konferenz große Ziele ausgegeben worden: „Das ist die COP der Umsetzung“, hatte die kolumbianische Umweltministerin Susana Muhamad gesagt.
Bereits vor zwei Jahren verpflichteten sich die Staaten in einem Rahmenabkommen dem Weltnaturvertrag – auf eine Reihe von Zielen, die bis 2030 erreicht werden sollen. Beispielsweise wurde vereinbart, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Zudem sollen die Industrieländer bis 2025 jährlich rund 20 Milliarden Dollar für den Schutz der Artenvielfalt bereitstellen.
Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigte zuletzt der „Living Planet Report 2024“ der Umweltstiftung WWF und der Zoologischen Gesellschaft London. Demnach schrumpften die insgesamt 35 000 untersuchten Wildtier-Populationen – darunter Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien und Reptilien – in den vergangenen 50 Jahren um durchschnittlich 73 Prozent. Am stärksten betroffen sind Lateinamerika und die Karibik (95 Prozent), gefolgt von Afrika (76 Prozent) und der Asien-Pazifik-Region (60 Prozent).
Am Ende der Konferenz habe die Blockade des Biodiversitätsfonds durch die EU die Gräben zwischen Industriestaaten und Ländern des Globalen Südens vergrößert, erläuterte Jannes Stoppel, Politikexperte von Greenpeace Deutschland. „Die bisher positive Konferenz endete nun mit einer bitteren Note eines zunehmenden Vertrauensverlustes.“
Dass es beim globalen Biodiversitätsfonds keine Einigung gegeben habe, treffe das bereits schwer belastete Vertrauensverhältnis zwischen Industriestaaten und den Ländern im Globalen Süden empfindlich, hieß es auch vom WWF.