Joop und Heidi Klum beim Finale von „GNTM“. © Kaiser/dpa
Exzentrisch-lässig, so kennt man ihn. © Schneider-Press/Farr
Joop mit seiner Tochter Jette (56). © Schneider-Press/Farr
Den Durchblick in der Modewelt hat Wolfgang Joop bis heute – trotz seiner 80 Jahre. Das Geheimnis seines Erfolgs: Timing, Talent und Ehrgeiz. © Gateau/dpa
Berlin/Potsdam – Er gehört zu den ganz Großen der deutschen Modeszene: Wolfgang Joop. Das breite Lächeln und der sommerliche Teint, dazu immer eine Leichtigkeit in seinem eigenen Outfit – das sind Kennzeichen des Designers. Ansehen mag man es ihm kaum, doch der viel begabte Modestar wird heute 80 Jahre alt.
Geboren am 18. November 1944 auf einem Landgut in der Nähe von Potsdam, blickt auf ein bewegtes Leben zurück, das seine Höhen und Tiefen hatte. Auf die Frage, wie leicht ihm die neue Zahl über die Lippen kommt, gibt das Multitalent gegenüber der Deutschen Presse-Agentur eine seiner typisch spöttischen Antworten: „Ich finde, es ist wie ein schlechter Scherz, ehrlich gesagt.“ Doch schließlich sieht es Joop wohl auch gelassen – ganz ähnlich den Worten, die er einst sagte: „Ich bin nicht gern alt, aber wer will denn jung sterben.“ Die Schaffenskraft von Joop leidet augenscheinlich auch im Alter nicht. Im Gegenteil: „Ich stöhne nicht über Arbeit – ich bin lieber überbeschäftigt als unterbeschäftigt“, sagte er kürzlich der „Zeit“. Dieser unermüdliche Fleiß ist wohl mit ein Grund für den Erfolg des Multitalents.
Joop wuchs als Einzelkind behütet in Bornstedt auf. 1952 kehrte sein sehr strenger Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurück, nahm Frau und Sohn mit nach Braunschweig. Seine Karriere begann er zunächst als Moderedakteur. 1970 gewann er mit seiner damaligen Frau Karin einen Wettbewerb der Modezeitschrift „Constanze“. Es sollte der Einstieg in die Welt der Designer sein. Seinen Durchbruch schaffte er 1978 mit einer ersten eigenen Pelzkollektion. Es folgte eine wilde Zeit, Joop genoss das Leben und rutschte immer wieder in Drogen- und Opiumexzesse ab. Dennoch ritt er auf einer Erfolgswelle – zumindest beruflich.
Privat hatte Joop einige Rückschläge zu verkraften: Die Ehe mit der Kostümbildnerin Karin Benatzky hielt 15 Jahre, 1985 folgte die Scheidung. Die Familie zerbrach – die zwei gemeinsamen Töchter Jette und Florentine hatten immer wieder ihre Differenzen mit ihrem Vater. Heute haben sich Töchter und Vater wieder angenähert. „Die tiefen Wunden sind geblieben, aber wir haben gelernt, die Balance zwischen Nähe und Distanz zu halten“, sagte Joop im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Seit Mitte der 80er-Jahre baute Joop sein Modelabel mithilfe des damaligen Lancaster-Chefs Herbert Frommen zu einer Weltmarke mit Lifestyleprodukten wie Uhren, Taschen und Parfüms aus. Parallel zum Wachstum verlor Joop allerdings die Freude – er verkaufte seine Anteile und zog sich 2001 ganz aus dem Unternehmen zurück.
Seit vielen Jahren lebt Joop schon offen bisexuell. Mit seinem Lebenspartner Edwin Lemberg, den er 2013 heiratete, wohnt er wieder in seinem Elternhaus in Bornstedt bei Potsdam. Lemberg, so erzählt es Joop der „Süddeutschen Zeitung“, sei ein gemeinsamer Freund von ihm und seiner damaligen Frau Karin gewesen. Nach der Trennung fing Lemberg ihn auf. Für Joop ist er seine Kraftquelle. Sexuell aber sei nie etwas zwischen ihnen gewesen. „Herrn Lemberg verführen zu wollen käme mir wie eine Groteske vor“, sagte er. „Ich habe es verpasst herauszufinden, wer sexuell auf Dauer mein Typ ist.“
Enkel und Freunde
Selbst bei jüngeren Menschen ist Wolfgang Joop ein Name, bei dem etwas klingelt. Dazu hat vor allem der Auftritt bei der TV-Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) gesorgt. 2014 holte ihn Heidi Klum als Juror in ihre Show. Nach zwei Staffeln war für den Designer aber auch schon wieder Schluss. 2015 verließ er die Model-Sendung wieder. Beruflich kümmerte er sich danach wieder verstärkt ums Modedesign. Er gründete ein neues Label namens Looks und übernahm weitere Aufgaben. Auch das Modelabel „Wunderkind x hessnatur“ stammt aus seinem kreativen Geist.
Seinen 80. Geburtstag möchte er nun etwas ruhiger angehen, wie er der Deutschen Presse-Agentur verrät: „Ich finde Partys sehr anstrengend, denn auch da versuche ich dann vielleicht verzweifelt, am längsten aufzubleiben. Aber nein, ich mache einfach das, was ich immer vernachlässigt habe: Die Opa-Pose. Ich will mich den Enkeln widmen, und abends treffe ich mich mit den engsten Freunden.“
Wie er gerne einmal in Erinnerung bleiben möchte? „Als begnadeter Dilettant, der mitten im Namen zwei goldene Eier trug.“