Wiesbaden – Die Jugendämter haben 2023 erneut mehr Kinder und Jugendliche zu deren Schutz in Obhut genommen als im Jahr zuvor. Der Anstieg um zwölf Prozent auf insgesamt 74 600 Fälle lässt sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts auf unbegleitet eingereiste Minderjährige aus dem Ausland zurückführen. Ohne Berücksichtigung dieser Fälle sei die Zahl der Inobhutnahmen in Deutschland um sieben Prozent gesunken. Etwa jede zweite Inobhutnahme folgte auf eine unbegleitete Einreise. Der Anstieg schwächte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich ab.
Mit 36 Prozent ging gut einem Drittel der Inobhutnahmen eine dringende Kindeswohlgefährdung voraus, in elf Prozent aller Fälle meldeten sich die Kinder oder Jugendlichen selbst beim Jugendamt. Zu den häufigsten Gründen zählten Überforderung der Eltern (22 Prozent), Hinweise auf Vernachlässigungen (10 Prozent), Anzeichen für körperliche Misshandlungen (9 Prozent) und Beziehungsprobleme (7 Prozent).
44 Prozent der Kinder oder Jugendlichen lebten zuvor in einer Familie oder einem privaten Haushalt, 18 Prozent waren in einer Einrichtung untergebracht, etwa in einem Heim, einer Aufnahmeeinrichtung oder einer Gemeinschaftsunterkunft. Rund ein Fünftel der Minderjährigen (19 Prozent) war den Angaben zufolge von zu Hause ausgerissen.