Populärer Abnehm-Pieks

von Redaktion

Studie zeigtNutzen und Risiken von Ozempic & Co.

Die Abnehmspritze ist in Deutschland so beliebt, dass es Lieferengpässe gab. © Getty

St. Louis/Berlin – Viel Nutzen – aber auch einige Risiken: In einer systematischen Analyse haben Forscher anhand riesiger Datensätze die medizinischen Vor- und Nachteile von GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) ermittelt, zu denen etwa die Abnehmspritze Wegovy zählt. Sie sind hierzulande gegen Diabetes 2 und viele Fälle von Übergewicht zugelassen.

Der Studie zufolge senken solche Präparate unter anderem die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz, Psychosen und Suchterkrankungen. Andererseits gehen sie mit erhöhten Risiken etwa für Magen-Darm-Probleme und Gelenkentzündungen einher, schreibt das Team um Ziyad Al-Aly von der Washington University in St. Louis im Fachblatt „Nature Medicine“.

„Diese großen Datensätze unterstreichen die positive Risiko-Nutzen-Bilanz dieser Präparate“, sagt der Gastroenterologe Frank Tacke von der Berliner Charité, der nicht an der Studie beteiligt war. „Das ist vorerst beruhigend.“

Die Medikamente aus der noch recht neuen Wirkstoffklasse sind ungemein populär. Erst im Sommer wies das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angesichts der großen Nachfrage auf zeitweilige Versorgungsengpässe hin.

Die Wirkstoffe, die überwiegend einmal pro Woche injiziert werden, verlängern vor allem die Verweildauer der Nahrung im Verdauungstrakt und erhöhen so das Sättigungsgefühl. Dass sie sowohl gegen Diabetes 2 als auch beim deutlichen Abnehmen helfen, ist unstrittig. Zudem prüfen Studien derzeit ihren möglichen Nutzen gegen etliche weitere Erkrankungen, darunter Parkinson und Alzheimer.

„Angesichts der Neuheit der Medikamente und ihrer in die Höhe schießenden Popularität ist es wichtig, die Auswirkungen auf alle Körpersysteme systematisch zu analysieren, um zu verstehen, was sie tun und was nicht“, wird Hauptautor Al-Aly in einer Mitteilung seiner Universität zitiert.

Dazu wertete das Autorentrio eine Datenbank des US-Kriegsveteranenministeriums aus. Daraus verglich es rund 216 000 Menschen, die GLP-1-Rezeptor-Agonisten gegen Diabetes 2 nahmen, mit gut 1,2 Millionen Veteranen, die andere Therapien gegen die Stoffwechselerkrankung nutzten. Insgesamt nahm das Team 175 mögliche medizinische Auswirkungen in den Fokus. Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 3,7 Jahre.

Resultate: Für 42 gesundheitliche Probleme sank unter der GLP-1-RA-Therapie das Risiko, dagegen stieg es für 19 andere. Günstige Effekte fand das Team auf Suchtprobleme – etwa mit Alkohol, Opiaten, Tabak oder Cannabis –, psychotische Störungen, Demenz wie etwa Alzheimer, Blutgerinnungsstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Infektionskrankheiten und diverse Atemwegsprobleme – von Bronchitis über Lungenentzündung bis zu chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Mit einer Risikominderung von jeweils meist 10 bis 20 Prozent fällt die Effektstärke jedoch eher mäßig aus.

Die Studie bestätigt auch Analysen, wonach GLP-1-RA-Präparate nicht mit suizidalen Gedanken und Selbstverletzungsgedanken einhergehen. Diese Gefahr sei sogar reduziert, schreibt die Gruppe und verweist auf mögliche antidepressive Eigenschaften der Medikamente.

Als Risiken nennt die Gruppe um Al-Aly unter anderem Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Sodbrennen, Gelenkentzündungen, Schlafstörungen oder Hypotonie, also zu niedrigen Blutdruck. Zudem könnte die Einnahme in seltenen Fällen entzündliche Prozesse in den Nieren und der Bauchspeicheldrüse fördern.

Artikel 5 von 11