Trauer um den Aga Khan

von Redaktion

Vermögender Religionsführer der muslimischen Ismailiten stirbt mit 88 Jahren

Der Aga Khan mit Ex-Frau Begum Inaara. © People Picture

Der Aga Khan war geistiges Oberhaupt. © Senne/dpa

Genf/Lissabon – Das Oberhaupt der muslimischen Ismailiten, der Aga Khan, ist nach Angaben der Glaubensgemeinschaft sowie der von ihm gegründeten Einrichtung „Aga Khan Development Network“ mit 88 Jahren verstorben. Karim Al Husseini, wie der Aga Khan mit bürgerlichem Namen hieß, starb am Dienstag in Portugals Hauptstadt Lissabon im Kreise seiner Familie, wie die Religionsgruppe auf ihrer Internetseite mitteilte. Wer ihm als geistlicher Führer nachfolgt, soll demnach noch verkündet werden. Die Nachfolge bestimme das Testament des Verstorbenen.

Der britische König Charles III. (76) sei „zutiefst betrübt“ über den Tod des „langjährigen engen Freundes“, berichtete die Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf royale Kreise. Nobelpreisträgerin Malala Yousafza sprach der Familie des Aga Khan per Kurznachrichtendienst X ihr Beileid aus und würdigte dessen Einsatz für Bildung, Gesundheit und Entwicklung.

Al Husseini übernahm seine Rolle als Oberhaupt der Glaubensgemeinschaft zufolge im Jahr 1957 mit 20 Jahren. Der Aga Khan gilt bei den Ismailiten als direkter Nachkomme des Propheten Mohammed.

Zudem galt er als einer der reichsten Männer der Welt. Ein französisches Gericht schätzte sein Vermögen bei einem Rechtsstreit über die Abfindung seiner geschiedenen deutschen Frau vor rund 13 Jahren auf „mindestens zehn Milliarden Euro“. 1998 hatte er Gabriele Prinzessin zu Leiningen geheiratet, die Tochter von Renate Thyssen-Henne, die zum Islam konvertierte und den neuen Namen Inaara annahm. Die Ehe mit der Begum Inaara, mit der er Sohn Aly Muhammad (24) hatte, endete nach sechs Jahren. Bis zur Scheidung dauerte es weitere sieben Jahre. Sie musste ihren Titel ablegen. Seine erste Ehe mit dem britischen Model Sally Croker-Poole (85), der Begum Salima, brachte zwei Söhne und eine Tochter hervor. Der älteste Sohn, Prinz Rahim (53), wird voraussichtlich sein offizieller Nachfolger werden.

Die Ismailiten, eine liberale Strömung des schiitischen Islams, sind als Religionsgemeinschaft weltweit verbreitet. Ihre Anhänger leben vor allem in Asien, Afrika und dem Mittleren Osten, aber auch in Europa, Nordamerika und Australien. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker gibt es etwa 18 Millionen Ismailiten. Da ihre Glaubenslehre beträchtlich vom orthodoxen Islam abweicht, sehen sie sich bis heute Anfeindungen anderer islamischer Gruppierungen ausgesetzt.

Die Glaubensgemeinschaft ist gut organisiert und wirtschaftlich erfolgreich.

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