„Die Einheimischen haben ein gutes Gespür“

von Redaktion

Hamburger Forscher in Sorge um Flucht von Santorini – Notstand ausgerufen

Die 94-jährige Flora besteigt eine Fähre zum griechischen Festland. Sie hat schon 1956 ein tödliches Erdbeben auf Santorini überlebt. © Giannakouris/dpa

Santorini/Hamburg – International beraten Wissenschaftler über die Ursachen und mögliche weitere Entwicklung der Erdbebenserie auf der griechischen Insel Santorini. Geophysiker Christian Hübscher diskutiert mit. Hübscher leitet den Bereich Marine Geophysik an der Universität Hamburg und erforscht seit fast 20 Jahren in enger Zusammenarbeit mit griechischen Kollegen und Kolleginnen die Vulkane von Santorini.

Die unheimliche Erdbebenserie, von der die Inseln Santorini, Amorgos, Ios und Anafi derzeit erschüttert werden, verfolgt der Fachmann genau. „Sie ist sehr intensiv und bereitet zu Recht Sorge“, sagt er. Dass die beiden Vulkane der Region – Santorini selbst und der rund sieben Kilometer nordöstlich gelegene Unterwasservulkan Kolumbo – dafür verantwortlich sind, glaubt er jedoch nicht. „Die meisten Experten sind sich einig, dass die Frequenzen eher durch tektonische Aktivität gesteuert werden.“ Insofern sei ein starkes Hauptbeben – wenn überhaupt – wahrscheinlicher als ein Vulkanausbruch.

Sorge bereitet ihm, dass die Santoriner ihre Insel verlassen – gut zwei Drittel der rund 16 000 Einwohner sind wegen der Beben aufs Festland geflohen. „Die Einheimischen sind erdbebenerprobt und haben ein gutes Gespür für ihre Insel. Wenn sie die verlassen, dann deshalb, weil die Situation extrem ist.“ Gestern wurde auf der Insel der Notstand ausgerufen. In der Nacht zum Donnerstag wurde mit 5,2 das bisher stärkste Beben gemessen. Die Erschütterungen waren sogar im rund 230 Kilometer entfernten Athen zu spüren.

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