Besonders Kinder sind aktuell von der Grippe betroffen und stecken ihre Eltern an. © Gollnow/dpa
Berlin – Die Zahl der schwer verlaufenden Grippe-Erkrankungen bei Kindern ist seit Jahresbeginn deutlich gestiegen. „In diesem Jahr ist die Grippewelle relativ stark“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), Tobias Tenenbaum. Die heftige Infektionswelle betrifft auch Erwachsene. Deswegen raten die Apotheker besonders Fans des Karneval- und Faschingstreibens, sich jetzt noch impfen zu lassen.
Mitte Februar kamen rund viermal so viele Kinder mit einer Grippe in große Kinderkliniken wie noch Mitte Januar, wie aus DGPI-Daten hervorgeht. Die Daten stammen aus 65 Kliniken in ganz Deutschland. Allein in Bayern gab es in der sechsten Kalenderwoche vom 3. bis 9. Februar fast 10 000 neue Influenza-Fälle, die von den Gesundheitsämtern offiziell an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gemeldet wurden. Dem LGL zufolge summieren sich die Grippe-Erkrankungen in dieser Saison im Freistaat damit auf etwas mehr als 35 000 – die Dunkelziffer dürfte allerdings noch deutlich höher sein, weil schließlich längst nicht bei jedem, der krank zum Arzt geht, ein Test mittels Abstrich auf Influenza gemacht wird.
Stecke sich einer aus der Familie an, sei oft die ganze Familie betroffen, sagt Tenenbaum, der auch Chefarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Sana Klinikums Lichtenberg in Berlin ist. Bei ihm sei sehr viel zu tun, aber die Lage noch nicht dramatisch. „Teilweise müssen unsere Patienten in andere Städte verlegt werden“, ergänzt Axel Gerschlauer, Kinderarzt aus Bonn und Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Nordrhein, in der „Rheinischen Post“ (Montag).
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) weist in der gleichen Zeitung darauf hin, dass jetzt noch immer ein guter Zeitpunkt für die Impfung sei. „Da der Rosenmontag erst in zwei Wochen ist, ist es in dieser Woche noch möglich, durch eine Grippeimpfung bis zum Höhepunkt des rheinischen Karnevals einen optimalen Impfschutz aufgebaut zu haben“, sagt ABDA-Präsident Thomas Preis der „Rheinischen Post“. Die fünfte Jahreszeit werde die Infektionszahlen sicherlich noch einmal nach oben treiben.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Grippeschutzimpfung allen Menschen über 60 Jahren, Schwangeren, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, medizinischem Personal sowie unter anderem Beschäftigten in Berufen mit viel Publikumsverkehr. Die Kinder- und Jugendärzte sprechen sich auch für Grippeimpfungen bei Kindern aus. Darüber hinaus kann sich jeder Mensch, der das wünscht, in Abstimmung mit seinem Arzt oder seiner Ärztin impfen lassen. Meist übernimmt das die Krankenkasse.
Für eine Grippe typisch ist oft ein plötzlicher Erkrankungsbeginn mit Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen, später kommt Reizhusten hinzu. Schwere Verläufe äußerten sich bei Kindern vor allem durch eine Lungenentzündung, eine schwere Bronchitis oder Fieberkrämpfe. Nur wenig bekannt sei, dass eine Influenza außerdem zu Muskelentzündungen führen könne, bevorzugt in den Waden. „Die Kinder können dann nicht mehr so richtig laufen und haben Schmerzen“, sagt der Mediziner. Betroffene würden stationär aufgenommen. Manche Kinder müssten auf die Intensivstation. Ab wann müssen Eltern sich Sorgen machen? „Wenn das Kind schwer Luft kriegt, nicht mehr genug isst, das Fieber nach mehreren Tagen nicht runtergeht oder der Allgemeinzustand sich verschlechtert, sollten sie auf jeden Fall zum Arzt.“