Missbrauchsopfer Gisèle Pelicot. © Simon/AFP
New York – Die durch den Vergewaltigungsprozess von Avignon bekannt gewordene Gisèle Pelicot ist vom US-Magazin „Time“ zur Frau des Jahres 2025 gekürt worden. Die Entscheidung der Französin, einen Prozess hinter geschlossenen Türen abzulehnen und damit auf ihr Recht auf Anonymität zu verzichten, habe sie „weltweit zu einer Heldin“ gemacht, begründete das Magazin seine Entscheidung. Wegen ihres Mutes wurde sie zu einer Ikone für Frauenrechte. Die 72-Jährige hatte ein öffentliches Verfahren gefordert, damit die „Scham die Seite wechselt“.
Gisèle Pelicot war von ihrem Mann über Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt und in Internetforen zur Vergewaltigung angeboten worden. Pelicots Ex-Mann, der Hauptangeklagte Dominique Pelicot, hatte die Höchststrafe von 20 Jahren akzeptiert. Pelicot hatte sich dafür eingesetzt, dass die Verhandlung gegen ihren Ex-Mann und ihre rund 50 weiteren Vergewaltiger öffentlich stattfindet. Sie setzte durch, dass ein Teil der verstörenden Videos, die Dominique Pelicot von den Vergewaltigungen angefertigt hatte, im Gerichtssaal gezeigt wurde. Der Prozess hatte weltweit Beachtung gefunden. Gisèle Pelicot wurde zum Symbol für den Kampf gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen und das Schweigen darüber. Wenn der Prozess wie ursprünglich geplant unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hätte, hätte ihre Geschichte vermutlich weit weniger Aufmerksamkeit weltweit gefunden. Pelicot sei eine Frau, „die angesichts einer persönlichen Tragödie auf außergewöhnliche Weise handelte“, begründete das „Time“-Magazin seine Entscheidung.