Als „Herzblatt“-Moderator gewann Fendrich für Jahre die Herzen der Zuschauer. © Schneider-Press/Erwin Schneider
Wien – Er schmiss ein Jura-Studium hin, arbeitete als Eisenbieger, Postbote und hinter den Kulissen beim Film und an Bühnen. Der junge Rainhard Fendrich wusste einfach nicht, wohin. Als aber im Theater in Wien ein Darsteller ersetzt werden musste, meinte Fendrich ganz unverfroren, er könne singen und tanzen. Dieser forsche Auftritt beeindruckte den künstlerischen Leiter, und so bekam er seine erste Rolle – beim Musical „Chicago“. Damit fing die Karriere als Schauspieler, Moderator und Ohrwurm-Schreiber an, dessen Hits „Macho, Macho“, „Es lebe der Sport“ oder „I‘m from Austria“ auf keiner Party fehlen dürfen.
Der Bühne blieb Fendrich immer irgendwie treu – zuletzt als Zahlkellner Leopold in der Operette „Im Weißen Rössl“. Er wurde als „Herzblatt“-Moderator zum TV-Hit und brachte 19 Studioalben heraus.
Fendrich war wenig Schönes in die Wiege gelegt: Seine Eltern hatten wenig Zeit, in beengten Verhältnissen gab es keinen Platz zum Lernen, er blieb zweimal sitzen. Fendrichs Seelenrettung war die Gitarre. Alles hat sich Fendrich selbst beigebracht, Noten kann er bis heute nicht lesen. Trotzdem brachte er es zum Millionen-Tonträger-Seller. Rainhard Fendrich Superstar. Vieles, was er anpackte, wurde zu Gold.
Doch das Schicksal zog ihn mehrfach zu Boden: Zwei Ehen scheiterten, eines seiner vier Kinder, Theresa, starb 1989 im Alter von 17 Monaten an einer Viruserkrankung. „Das verkraftet man nie. Man lernt nur, mit dieser Amputation zu leben“, sagt Fendrich.
Ein Leben mit viel Licht und Schatten. Ein Wimpernschlag eben. Jetzt, mit 70, hat Rainhard Fendrich einen guten Zustand erreicht. „Meine Freiheit ist nicht, dass ich machen kann, was ich will, sondern dass ich nicht machen muss, was ich nicht will.“
U. SCHMIDT