Das traurige Ende einer Legende

von Redaktion

Gene Hackman, Frau und Hund tot aufgefunden – Kein Fremdverschulden

Gene Hackman im Erfolgsfilm „French Connection 2“. Er nannte sich selbst einen Instinktschauspieler. © Imago/

Und Action! Gene Hackman 1985 bei den Dreharbeiten zu „Target“ iam Flughafen n Paris. © Wojazer/AFP

Oscars für die „French Connection: Produzent Philip D‘Antoni, Jane Fonda („Klute“), Gene Hackman und Regisseur William Friedkin (v. li.). © dpa

Gene Hackman und seine Frau Betsy Arakawa bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt im Jahr 2003. © Mayer/WireImage

Santa Fe – Er war einer der interessantesten Charakterdarsteller Hollywoods: Gene Hackman hatte eine starke Ausstrahlung, ob als Cop, Krimineller oder Familienvater. Nun ist er im Alter von 95 Jahren gestorben. Nach Medienberichten wurden er und seine Frau, die Pianistin Betsy Arakawa (63), am Mittwoch in ihrem Haus nahe Santa Fe (US-Staat New Mexico) tot aufgefunden. Eine Sprecherin des Sheriffs sagte ABC News und CNN, das Paar sei bei einer Sozialkontrolle gefunden worden, nachdem sich ein Nachbar gemeldet hatte, der besorgt um das Wohlergehen der beiden war. Zur Todesursache wurde zunächst nichts mitgeteilt. Es werde jedoch nicht angenommen, dass es sich um ein Verbrechen handele, sagte die Sprecherin des Sheriffbüros, Denise Womack-Avila, am Donnerstag gegenüber CNN. Auch der Hund des Paares wurde demnach tot aufgefunden.

Hackman stand nicht gern im Rampenlicht, gab selten Interviews. Dass er einer der beständigsten und erfolgreichsten Schauspieler Hollywoods werden würde, war lange nicht absehbar, Hackman selbst hatte anfangs oft Zweifel, ob er sich richtig entschieden hatte, niemand glaubte an Hackmans Begabung. Es ist längst eine der bekanntesten Anekdoten in der Filmbranche, dass Hackman als junger Schauspielschüler von seinen Kommilitonen als derjenige aus dem Jahrgang eingeschätzt wird, der ziemlich sicher erfolglos bleiben wird. Gemeinsam mit seinem WG-Genossen Dustin Hoffman übrigens. Im Grunde war diese Bewertung auch das Erfolgsgeheimnis des Mannes, der sich über ein halbes Jahrhundert in der Traumfabrik halten kann: Er wird erst einmal grandios unterschätzt. Er ist kein Schönling, drängt sich nicht in den Vordergrund, hat keine wiedererkennbaren Manierismen. Er spielt auch nicht, er ist einfach die Person, die er darstellt. Unaufgeregt, aber intensiv. Er hat lange Zeit, das zu verfeinern und zu perfektionieren.

1930 in eine „dysfunktionale Familie“ hineingeboren, beschließt er schon als Kind, Schauspieler zu werden, büxt mit 16 von zu Hause aus, landet aber erst einmal bei den US-Marines. Nach der Dienstzeit studiert er zunächst Malerei, landet dann aber doch auf einer Schauspielschule und muss sehr, sehr lange auf den Durchbruch warten. Sieben bleierne Jahre vergehen, bis er die erste Rolle ergattert. Obwohl er auf der Bühne zunächst nur in Komödien auftritt, wird er beim Film anfangs eher als gewalttätiger Typ gebucht. Mit seinen 1,88 Metern und dem bereits früh zerknautschten Gesicht schien das zu passen. Er geht schon auf die 40 zu, als er in „Bonnie und Clyde“ das erste Mal größere Aufmerksamkeit erregt und für einen Oscar als bester Nebendarsteller nominiert wird.

Danach geht es Schlag auf Schlag, die 70er werden Hackmans Jahrzehnt, alleine in den ersten fünf Jahren des Jahrzehnts dreht er fast ein Dutzend Filme.

Im Laufe der Jahre entwickelt sich Hackman zu einer Universalwaffe, viele Produzenten sehen in ihm eine sichere Bank, die auch wackelige Projekte retten kann. Sagenumwoben ist Hackmans Talent, riesige Kinohits abzulehnen. Er will beim „Weißen Hai“ nicht dabei sein, auch nicht bei „Indiana Jones“ oder „Das Schweigen der Lämmer“.

2004, mit 74 Jahren, stellt Hackman die Schauspielerei ein, einfach so, ohne es anzukündigen, obwohl er auch im Alter noch oft und gerne gebucht wird. Erst nach einigen Jahren Leinwandabstinenz räumt Hackman auf Nachfrage ein, dass er im Ruhestand sei. Zumindest als Schauspieler. Er schreibe jetzt lieber. Tatsächlich veröffentlicht Hackman einige Bücher, die meist freundlich besprochen werden und lebt ansonsten zurückgezogen im Bundesstaat New Mexico. Als er 2011 in einem seiner seltenen Interviews gefragt wird, ob er sich vorstellen könne, doch noch einmal in einem Film mitzuwirken, antwortet Hackman kurz angebunden. „Höchstens wenn die Dreharbeiten in seinem Haus stattfinden und das Filmteam aus ein bis zwei Personen besteht.“ Ansonsten gab Hackman sich Mühe, immer freundlich zu bleiben. „Der beste Grabstein sind deine guten Taten“, hat er einmal gesagt. Eine Ausnahmeerscheinung, in jeder Hinsicht, ist gegangen.
ZORAN GOJIC

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