Seit mehr als zwei Wochen ist Franziskus bereits im Krankenhaus. Seit Anfang Februar sitzt er im Rollstuhl. © Medichini/dpa
Rom – Mehrmals täglich informiert der Vatikan die Öffentlichkeit über den Gesundheitszustand von Papst Franziskus und seine lebensgefährliche Lungenentzündung. Trotz einer neuen Atemkrise am Freitag scheint das Oberhaupt der katholischen Kirche auf dem Weg der Besserung. Sein klinischer Zustand sei stabil, hieß es am Samstagabend. Die physiotherapeutische Atemtherapie werde fortgesetzt, die Prognose bleibe nach wie vor „zurückhaltend“. Am Sonntagmorgen teilte der Vatikan mit: Franziskus habe eine ruhige Nacht verbracht, „der Papst ruht sich weiter aus“.
Der 88 Jahre alte Franziskus ist seit mehr als 14 Tagen in der römischen Gemelli-Klinik. Die Informationspolitik des Vatikan war in den ersten Tagen noch eher vage. Das hat sich auf Anweisung des Papstes selbst rasch geändert. Er wies die Ärzte und den Pressestab an, klare und wahre Informationen über seinen Zustand zu veröffentlichen. Detailliert, fast schon zu genau wird die Öffentlichkeit seither über den Gesundheitszustand und den genauen Krankheitsverlauf des Papstes informiert. Die Welt nimmt Anteil an den Leiden des Franziskus.
Noch vor nicht allzu langer Zeit galt im Vatikan eine ganz andere Maxime. Die Öffentlichkeit sollte weitgehend im Dunkeln gehalten werden, wenn es den Päpsten schlechter ging. Auch einige Vorerkrankungen von Franziskus spielte das Vatikan-Presseamt in der Vergangenheit herunter. Der Papst, das ist nicht nur das Oberhaupt der katholischen Kirche. Der Nachfolger Petri sollte der Tradition gemäß auch eine gewisse Aura der Unantastbarkeit behalten. Sieht man einmal von den letzten Lebensmonaten von Johannes Paul II. im Jahr 2005 ab. Damals kam es Kritikern so vor, als werde die Parkinson-Krankheit des Papstes in Anlehnung an das Leiden Christi fast schon inszeniert.
Nun wird der Körper des Papstes förmlich öffentlich durchleuchtet. Vatikanexperten ergehen sich in medizinischer Exegese. „Der Heilige Vater ist fieberfrei und zeigt keine Hinweise auf eine Leukozytose“, hieß es im Bulletin vom Samstagabend. Die „hämodynamischen Parameter“ seien stabil geblieben. Es seien keine weiteren „Bronchospasmen“ aufgetreten. Das bezog sich auf die Atemkrise des Papstes vom Freitag. Dabei war es laut Vatikan „zu einer Episode von Erbrechen mit Inhalation und einer plötzlichen Verschlechterung des Atembildes“ gekommen. „Der Heilige Vater“, so das Freitags-Statement weiter, „wurde umgehend bronchoaspiriert und auf nicht-invasive Weise mechanisch beatmet“. Der „Gasaustausch“ habe gut funktioniert. Noch technischer geht es kaum. Der Wandel ist vollkommen. Statt Geheimniskrämerei waltet inzwischen Medizin-Vokabular.
Bereits am 14. Februar war Franziskus mit einer Bronchitis ins Gemelli-Krankenhaus eingeliefert worden. Kurz darauf wurden eine „polimikrobische Infektion“ sowie eine beidseitige Lungenentzündung diagnostiziert. Am 22. Februar folgte dann die erste schwere Gesundheitskrise mit Asthmaanfällen und einer Niereninsuffizienz, die inzwischen aber den Angaben der Ärzte zufolge nicht mehr akut ist. Seit vergangenem Montag versammelten sich jeden Abend Hunderte Gläubige auf dem Petersplatz zum Rosenkranz-Gebet für Franziskus. Den Anfang als Vorbeter machte am Montag Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (70). Dem Italiener und erfahrenen Vatikan-Diplomaten werden eines Tages gute Chancen auf die Nachfolge von Franziskus eingeräumt. Am Dienstag leitete Kardinal Luis Antonio Tagle (67), Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung, den Rosenkranz. Auch er gilt als Kandidat für die Nachfolge des Papstes in einem möglichen Konklave
JULIUS MÜLLER-MEININGEN