Wird das Kennedy-Rätsel nun gelöst?

von Redaktion

Ermittlungsbehörde veröffentlicht alle Akten zum Dallas-Attentat

Rund 80 000 Seiten Material zum Kennedy-Mord sind jetzt online einzusehen.

US-Präsident John F. Kennedy an seinem Schreibtisch. © dpa

War er ein Einzeltäter oder nicht: Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald. © dpa

Der Moment als John F. Kennedy in Dallas erschossen wurde und eine ganze Nation unter Schock setzte. Werden die offenen Fragen um das Attentat jetzt gelöst?

Washington – Donald Trump versprach, dass die Amerikaner „geschockt“ sein würden. Doch bislang scheint es eher so, dass die Herausgabe von 80 000 Seiten rund um das Attentat auf John F. Kennedy eher viel Lärm um nichts ist. Der Journalist Ed Krassenstein behauptet auf X sogar, dass es sich um denselben Inhalt handelt, den bereits Joe Biden vor zwei Jahren veröffentlichen ließ: „Der einzige Unterschied ist, dass bei Biden ,2023 Veröffentlichung‘ und bei Trump ‚2025 Veröffentlichung‘ steht und das Wort ‚geheim‘ durchgestrichen ist.“ Die Anhänger des Präsidenten halten dagegen und versprechen „Paukenschläge“ in den Papieren aufzudecken.

Es könnte allerdings noch Tage dauern, bis Historiker und Journalisten die 2182 PDF-Dokumente sowie die 63 400 Seiten auf der Webseite des Nationalarchivs durchkämmt haben. Das größte Problem: Die Dokumente sind ohne Inhaltsverzeichnis bunt durcheinander gewürfelt, teilweise mit unlesbarer Schreibschrift verfasst, verblasst und oft auch schlecht gescannt. Und anders als der Präsident vorher groß angekündigt hatte, sind auch weiterhin Passagen in den Dokumenten geschwärzt. Der Historiker David J. Garrow klagte in der „New York Times“: „Dieser Haufen ist noch undurchschaubarer als jede vorherige Veröffentlichung. Man braucht allein ein paar Tage, um alle 80 000 Seiten zu öffnen.“

Trotz aller Klagen gibt es auch ein paar Passagen, die so noch nicht bekannt oder in Vergessenheit geraten waren. So wie ein Dokument, das unter Trump-Anhängern auf Social Media herumgeschickt wird. In diesem wird über den mutmaßlichen Attentäter Lee Harvey Oswald enthüllt, dass der während seiner Zeit in der UdSSR vom KGB überwacht wurde. Und noch interessanter: Ein Informant hatte behauptet, dass Oswald ein schlechter Schütze war, als er bei seinem Aufenthalt in der UdSSR es mit Zielschießen probiert hatte.

Ein weiteres, neues Detail ist ein Brief eines Mannes namens Sergej Czornonoh, der diesen 1978 an die britische Botschaft gesendet hatte. Darin schrieb der Mann, dass er am 18. Juli 1963 (vier Monate vor dem Attentat) in London verhaftet und verhört worden sei. Laut Czornonoh habe er US-Vize-Konsul Tom Blackshear davor gewarnt, dass Lee Harvey Oswald plant, den Präsidenten zu töten und sich danach nach Russland absetzen will.

Eine der laut MAGA-Welt größten Enthüllungen ist seit fast 50 Jahren im Archiv des linkspolitischen Magazins „Ramparts“ frei zugänglich. Dieses hatte im Juni 1967 über einen CIA-Informanten namens John Garrett Underhill Jr. berichtet, der „eine sehr enge Beziehung zu hochrangigen CIA-Offiziellen hatte“. Dieser sei am Tag nach Kennedys Attentat aus Washington D.C. geflohen und „völlig aufgelöst“ im Haus eines Freundes in New Jersey aufgetaucht: „Er hat seinem Freund anvertraut, dass eine kleine Clique innerhalb der CIA hinter dem Attentat steckt. Er hat um sein Leben gefürchtet und gesagt, dass er wohl das Land verlassen müsse. Weniger als sechs Monate später wurde Underhill erschossen in seinem Apartment in Washington gefunden. Der Gerichtsmediziner befand auf Selbstmord.“

Der renommierte John-F.-Kennedy-Experte Larry J. Sabato von der Universität von Virginia kündigte an, dass er und sein Team die Dokumente nach bestimmten Seiten durchforsten, die bislang zum Großteil geschwärzt waren. Auf X schrieb er: „Dass sie teilweise ganze Passagen unkenntlich gemacht haben, deutet auf sehr sensible Inhalte hin. Einiges dreht sich um Kuba und andere, was dier CIA in Bezug auf Lee Harvey Oswald getan oder nicht getan hat.“

Einzusehen sind die Akten unter: www.archives.gov/research/jfk/release-2025
CHRISTIAN THIELE

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