Ist Karl-Erivan Haub in Russland?

von Redaktion

Angebliche Bilder des Tengelmann-Chefs aus Moskau aufgetaucht

Die Pendelbahn Furi – Trockener Steg in Zermatt. Sie war eine der letzten Stationen von Karl-Erivan Haub. © Oelrich/dpa

Haub soll sich angeblich in Moskau aufhalten. © epa

Das „Manager“-Magazin veröffentlichte auf seiner Website die Fotos des Sicherheitsunternehmens Interfor. Die neuen Bilder (rechts) sollen von 2021 stammen. © Screenshot Manager-Magazin

Moskau – So werden Krimis geschrieben: Ein Multimilliardär, der nach einer Skitour jahrelang spurlos verschwindet. Der angeblich Verbindungen zu dubiosen russischen Agenten hatte – und nun womöglich in Moskau gesichtet wurde, obwohl er längst für tot erklärt wurde.

Zwei neue Bilder zeigen angeblich den seit April 2018 verschwundenen deutschen Milliardär Karl-Erivan Haub in Moskau. Die Aufnahmen veröffentlichte die Zeitschrift „Manager-Magazin“ am Donnerstag in einem Artikel unter der Überschrift „Dead or alive“.

Karl-Erivan Haub, einer der reichsten Deutschen, war im April 2018 in Zermatt allein zu einer Skitour aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Es folgte eine der größten Suchaktionen, die es jemals in den Schweizer Bergen gegeben hatte. Die Familie geht davon aus, dass der damals 58-Jährige am Klein Matterhorn tödlich verunglückte. 2021 wurde Haub vom Kölner Amtsgericht für tot erklärt. Immer wieder gab es seitdem Medienberichte über Zweifel am Tod des erfahrenen Skiläufers. Das Gericht hielt sie aber nicht für belegbar.

Nach dem Verschwinden von Haub hatte dessen jüngerer Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung in dem milliardenschweren Handelskonzern übernommen, zu dem unter anderem der Textil-Discounter Kik und die Baumarktkette Obi gehören.

Die nun erstmals veröffentlichten Bilder des ehemaligen Tengelmann-Chefs sollen ihn in Moskau zeigen. Laut „Manager-Magazin“ wurde das erste dieser Bilder am 19. Februar 2021 aufgenommen, das zweite einen Tag später um 18.43 Uhr von einer anderen Kamera, etwa eine Stunde Fußmarsch entfernt.

Das „Manager-Magazin“ berichtet zudem, dass zwei unabhängige Gutachten des israelisch-US-Sicherheitsunternehmens Interfor, das die Bilder beschafft habe, deren Echtheit bestätigen. Eine Professorin der kanadischen University of British Columbia kommt in einem Bericht zu dem Schluss, die Aufnahmen zeigten mit einer Sicherheit von 99 Prozent Haub. Ein weiteres Gutachten beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Übereinstimmung der Bilder auf 85 Prozent.

Doch: Bei den von der Interfor beschafften Aufnahmen fehlen offenbar die Rohdaten. Diese sind aber notwendig, um die exakte Zeit und den Ort, an dem die Bilder aufgenommen wurden, zweifelsfrei bestimmen zu können. Es könnte sich also auch um manipulierte Aufnahmen handeln – also um Fälschungen.

Allerdings: Schon 2023 hatten aufwendige Recherchen vom „Stern“ und RTL ergeben, dass vieles darauf hinweise, dass Haub noch am Leben sein könnte und inkognito in Russland lebe.

Unstrittig ist laut den Privatermittlern, dass Haub Kontakte nach Moskau hatte. Noch am 6. April, der Nacht vor seinem Verschwinden, soll er aus Zermatt zweimal mit einer Frau namens Veronika E., einer Event-Managerin aus St. Petersburg, telefoniert haben. Die Gespräche sollen anderthalb Stunden gedauert haben. Schon zwei Tage zuvor, am 5. April, telefonierten die beiden offenbar viermal miteinander. Das Verhältnis zwischen der Frau und Haub konnte bis ins Jahr 2008 zurückverfolgt werden, schon damals hatten sich Haub und E. häufig am selben Ort aufgehalten. Die Unternehmerin hatte aber stets betont, dass die Beziehung zu Haub rein geschäftlich gewesen sei. Die mysteriöse Frau aus St. Petersburg soll Verbindungen zum russischen Geheimdienst FSB haben.

Laut „Bild“-Zeitung erklärte Karl-Erivan Haubs Bruder Christian inzwischen, die Bilder zu kennen. Er sei sich aber sicher, dass es sich darauf nicht um seinen Bruder handle. Der Fall Haub bleibt also weiterhin rästelhaft.

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