Bangkok unter Schock

von Redaktion

Viele Tote und Verletzte bei Erdstößen in Südostasien

Eine verletzte Frau in Myanmar. © Main/AFP

Rettungskräfte vor den Trümmern des Hochhauses. 43 Arbeiter wurden hier verschüttet. © Lalit/dpa

Ein buddhistischer Mönch steht in den Trümmern eines beschädigten Gebäudes in einer Klosteranlage. © Oo/dpa

In Bangkok stürzte ein im Bau befindliches Hochhaus ein. Die Menschen flüchten in Panik. © AFP

Bangkok – Es ist Mittagszeit in Bangkok. Cafés, Garküchen und Restaurants sind am Freitag voll besetzt, als plötzlich die Erde in Thailands Hauptstadt zu wackeln beginnt. Die Menschen schauen sich zunächst über die Tische hinweg fragend an, keiner scheint so recht zu wissen, was gerade passiert oder was er tun soll. Denn Erdbeben in Bangkok sind selten und sehr starke Beben noch seltener. Aber als die Erdstöße stärker werden, beginnt die große Flucht.

Stadtteil Silom. Hier stehen viele Hochhäuser, die Gegend gilt als „Wall Street“ von Bangkok mit unzähligen Büros und Shopping Malls. Innerhalb von wenigen Minuten füllt sich die Hauptstraße Silom Road mit vielen tausend Menschen. Aus allen Gebäuden rennen sie auf die Straßen, manche schreien panisch. Denn die Erde scheint sich gar nicht mehr beruhigen zu wollen.

Die US-Erdbebenwarte USGS bezifferte das Beben auf die Stärke 7,7 in geringer Tiefe von nur zehn Kilometern. Das Epizentrum lag dabei gar nicht in Thailand, sondern im Nachbarland Myanmar, nahe der Millionenstadt Mandalay – rund 1300 Kilometer entfernt. Hier sollen mindestens 144 Menschen gestorben sein. Die Zahl der Opfer könnte noch deutlich steigen. Das frühere Birma ist ohnehin seit Jahrzehnten schwer gebeutelt: Das Militär hat sich 2021 wieder an die Macht geputscht und regiert das Land seither mit eiserner Faust und extremer Gewalt.

Aber auch in Bangkok bebt es gewaltig. Anders als etwa in beliebten Touristenzielen wie der größten Insel Phuket im Süden des Landes. Dort sei gar nichts zu spüren gewesen, berichtet eine Deutsche.

In Bangkoks Stadtteil Chatuchak, der für seinen riesigen Wochenendmarkt auch bei Touristen beliebt ist, stürzt ein im Bau befindliches Hochhaus ein. Später werden hier laut Innenminister Anutin Charnvirakul acht Tote geborgen, 90 bis 110 weitere Menschen werden am Freitagabend noch vermisst.

Überall in der Glitzermetropole stehen die Menschen ratlos und ängstlich auf den Straßen – aber die Lage ist ruhig und geordnet, ganz typisch für Thailand. Aus den Krankenhäusern werden derweil Patienten in Rollstühlen vorsichtshalber auf die Bürgersteige geschoben.

„Wie krass! So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Australier David, der Freunde in der Stadt besucht. „Das hätte ich in Bangkok nie erwartet.“ Um ihn herum versuchen unzählige Thais, ihre Familienangehörigen telefonisch zu erreichen – aber teilweise gibt es kein Netz mehr.

Der Verkehr ist mittlerweile völlig zum Erliegen gekommen, auch der Skytrain – eines der beliebtesten öffentlichen Verkehrsmittel Bangkoks – steht still. Einsatzkräfte eilen herbei und geben den Menschen die Anweisung, unbedingt auf den Straßen zu bleiben. Auch eineinhalb Stunden nach dem Beben befürchten sie noch Nachbeben. Das stärkste wurde mit 6,4 beziffert.

Später sind noch stundenlang Sirenen zu hören. Wie groß die Schäden in der Megametropole sind, ist zunächst unklar – jedoch scheint die bei Urlaubern aus aller Welt beliebte Stadt nach einem dramatischen Tag recht glimpflich davongekommen zu sein.

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