Ein Kosmetikseminar für Krebspatientinnen. © dpa
Köln – Konzentriert schaut Tina Ley in den kleinen Spiegel und setzt vorsichtig den knallroten Lippenstift an. „Das sieht toll aus“, loben die anderen Patientinnen das Ergebnis. „Passt auch genau zu Deiner Mütze.“ Sieben Frauen sind an diesem Tag zu einem Schminkkurs in die Kölner Uniklinik gekommen. Sie alle sind an Krebs erkrankt.
Seit nunmehr 30 Jahren veranstaltet die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) Kosmetikseminare für Krebspatientinnen. „Ziel ist es, den Teilnehmerinnen mehr Selbstbewusstsein und Lebensmut zu schenken, um damit ihren Heilungsprozess positiv zu beeinflussen“, erläutert DKMS-Sprecherin Christiane Breuer. Insgesamt haben laut DKMS in Deutschland bisher rund 190 000 Frauen an den zweistündigen „look good feel better“-Workshops teilgenommen. Jährlich werden mehr als 250 Seminare an rund 50 Standorten veranstaltet, hinzu kommen etwa 400 Online-Seminare.
„Das Schminken eines von Krankheit gezeichneten Gesichts ist eine besondere Herausforderung“, sagt Kosmetikerin Marion Wehmeier-Kissel, die seit 25 Jahren ehrenamtlich solche Kurse leitet. Durch die Krebs-Behandlung fehlten oft die Augenbrauen, die Haut sei blass oder gerötet, und manchmal gebe es nach einer Operation Fehlstellungen, sodass zum Beispiel der Mund schief stehe. Für all diese Fälle hat die erfahrene Kosmetikerin Tipps auf Lager, nach dem Motto: „Ein bisschen Farbe macht wahnsinnig viel aus.“
Tina Ley hat nach einer Brustkrebs-Diagnose gerade die dritte von 16 geplanten Chemotherapien hinter sich. „Noch sind meine Wimpern und Augenbrauen da, aber ich möchte mich darauf vorbereiten, wie ich es kaschieren kann, wenn sie ausfallen“, sagt die 45-Jährige. Ihre Sitznachbarin Gisela Hendler klagt über „furchtbar trockene Haut“ als Folge von Bestrahlungen. „Ich würde gerne etwas frischer aussehen“, sagt die 67-Jährige.
Wehmeier-Kissel hat für alle Teilnehmerinnen Taschen mit Kosmetikprodukten mitgebracht, die von den Herstellern gespendet wurden: Make-up, Lidschatten, Wimperntusche, Puder und anderes. Los geht es mit einer gründlichen Säuberung der Haut. Sorgfältig tragen die Teilnehmerinnen unter Anleitung der Kosmetikerin Reinigungsmilch und Gesichtswasser auf.
Dann beginnt das eigentliche Schminken – „das Gesicht schmücken“, nennt Wehmeier-Kissel das. Der Concealer etwa sei ein wahres Wundermittel: „Alles, was gerade einen Makel für Euch darstellt, deckt Ihr einfach damit ab.“
Mit viel Elan und Humor geht sie den Teilnehmerinnen zur Hand. „Leg mal bitte den Kopf etwas zurück“, sagt die Kursleiterin zu Gisela Hendler und zeigt ihr, wie man Wimperntusche aufträgt – „leichte Zickzack-Bewegungen und dann einen Schwung nach oben“. Als die Teilnehmerinnen am Ende des Seminars in den Spiegel schauen, scheinen alle mit dem Ergebnis zufrieden.