Das Chaos nach der Katastrophe

von Redaktion

Südostasien: Zahl der Erdbeben-Opfer steigt – Unübersichtliche Lage in Myanmar

In Bangkok suchten Hunde nach Überlebenden. © dpa

Von Trauer überwältigt: Angehörige der verschütteten Todesopfer brachen zusammen. © SUWANRUMPHA/AFP

Das Epizentrum des Erdbebens lag in der Nähe von Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars. Die Opferzahl könnte in die Tausende gehen. © Thein Zaw/dpa

Mandalay/Bangkok – Nach dem schweren Erdbeben in Südostasien ist die Zahl der bestätigten Toten in Myanmar nach Medienberichten auf über 1600 gestiegen. Wie die einheimische Nachrichtenseite „Myanmar Now“ unter Berufung auf die Militärführung des Landes berichtete, wurden zudem mehr als 3400 Menschen verletzt. Es würden 139 Personen vermisst. Das Rote Kreuz in Myanmar sprach von verheerenden Schäden. Es bestehe große Sorge, dass Dämme am Fluss Irrawaddy brechen könnten. Aus dem Ausland erreichten inzwischen erste Hilfsgüter das Land.

Das Beben vom Freitag brachte laut „Myanmar Now“ unter anderem den Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Naypyitaw zum Einsturz. Dabei seien mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Nachrichtenseite unter Berufung auf eigene Quellen. Der Flughafenbetrieb sei eingestellt worden, hieß es. Auf Satellitenbildern des Unternehmens Planet Labs PBC war der umgestürzte Tower zu erkennen.

Am Freitag hatte die Erde in Südostasien heftig gebebt und schwere Zerstörungen angerichtet (wir berichteten). Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam und die US-Erdbebenwarte (USGS) geben die Stärke mittlerweile mit 7,7 an. Zudem registrierten beide Institute ein paar Minuten später etwas südlich ein weiteres starkes Erbeben – GFZ und USGS meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7. Es gab zahlreiche weitere Nachbeben.

Das Epizentrum des stärksten Bebens lag in der Nähe von Mandalay, der mit 1,6 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt Myanmars. Das Beben war auch in Thailand, China und Vietnam zu spüren.

Ein Mitglied der Rettungsmannschaften in Myanmar sagte, das Militär unterbreche vielerorts oft die Internetverbindung wegen der dort andauernden Konflikte. Damit bleibt die Lage in dem Land zusätzlich unübersichtlich.

Seit einem Militärputsch im Februar 2021 versinkt Myanmar ohnehin schon in Gewalt und Chaos, verschiedene Rebellengruppen kämpfen gegen die Armee. Aus dem Land dringen nur wenige Informationen nach außen. Die Militärjunta informiert über bestätigte Todesfälle.

Laut einer Schätzung der US-Erdbebenwarte könnte die Opferzahl jedoch in die Tausende gehen. Das Institut befürchtet, dass in Myanmar und den anderen betroffenen Regionen insgesamt mehr als 10 000 Menschen ums Leben gekommen sein könnten.

Die Europäische Kommission teilte am Freitagabend mit, den Copernicus-Satellitendienst zu aktivieren, um die Folgen des Erdbebens besser beurteilten zu können. Der britische König Charles III. zeigte sich entsetzt über die Zerstörungen in Myanmar. „Meine Frau und ich sind furchtbar geschockt und traurig über die Nachrichten von dem verheerenden Erdbeben“, hieß es in einer persönlichen Mitteilung des Königs.

Der Hilfsdienst Malteser International schickt aus Deutschland ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete nach Myanmar.

In Thailand stieg die Zahl der bislang offiziell bestätigten Todesopfer infolge des Bebens laut Medienberichten von drei auf zehn. Wie die Zeitung „Bangkok Post“ unter Berufung auf den stellvertretenden Gouverneur der Hauptstadt, Tavida Kamolvej berichtete, fanden mindestens acht Menschen durch den Einsturz eines im Bau befindlichen Hochhauses im Bezirk Chatuchak den Tod. Es würden zudem 101 Menschen in der Millionenstadt noch vermisst, hieß es.

Viele Menschen bangten um das Leben verschütteter Arbeiter. Das noch nicht fertige Hochhaus war am Freitag durch das Beben in sich zusammengebrochen. Die Behörden sprachen davon, Lebenszeichen festgestellt zu haben, wie Medien berichteten.

Derweil kehrte am Sonntag wieder etwas Alltag in die thailändische Hauptstadt zurück. Im öffentlichen Nahverkehr nahmen einige U-Bahnlinien wieder den Betrieb auf. Andere wurden noch weiter auf Schäden überprüft. Die Regierung will außerdem in den kommenden Tagen Gebäude großflächig auf Schäden kontrollieren lassen.

Nahe dem Inselstaat Tonga ereignete sich am Sonntag unterdessen ein Seebeben der Stärke 7,1. Daraufhin wurde eine vorübergehende Tsunami-Warnung herausgegeben.

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