20 000 Euro für Hauskauf im Trentino

von Redaktion

Die norditalienische Region fördert Immobilienkäufe auch von Touristen

Wie hier in Vermiglio werden im Trentino Hauskäufer dringend gesucht – und bezuschusst. © Mauritius

San Martino di Castrozza – San Martino di Castrozza ist ein spektakulär inmitten der italienischen Dolomiten gelegenes Dorf. Wintersportfreunde und Wanderer kommen voll auf ihre Kosten. San Martino zählt aber auch zu den Gemeinden in der italienischen Region Trentino, die unter Bevölkerungsschwund leiden. Die Provinzregierung will dieser Entwicklung entgegentreten und hat deshalb die Förderung von Immobilienkäufen und Renovierungen beschlossen. Wer in San Martino eine leerstehende Wohnung kauft, bekommt 20 000 Euro vom Staat. Das Angebot gilt auch für Nichtitaliener.

Übertourismus – war da was? Während Ferienorte und Städte auf der ganzen Welt unter der Last von Touristenmassen ächzen, gibt es auch die gegenteilige Entwicklung. Immer mehr Menschen verlassen in Italien kleinere Orte und Dörfer, um in die Stadt ober in Ballungsgebiete zu ziehen. Bislang war das Phänomen vor allem aus Süditalien bekannt, etwa aus Sizilien und Kalabrien. Dort bieten bis heute mehr als 70 Kommunen den Verkauf von Immobilien für den symbolischen Preis von einem Euro an. Die Käufer verpflichten sich zur Renovierung. Doch das Problem besteht auch im Norden, zum Beispiel im Trentino.

Dort hat die Provinzregierung nun ein Pilotprojekt gestartet und eine Immobilien-Förderung in den Orten gestartet, die in den vergangenen zehn Jahren einen Rückgang ihrer Einwohnerzahl feststellen mussten. In 33 Dörfern ist das der Fall. Dazu gehört etwa das Dolomitendorf San Martino di Castrozza, aber auch das auf 1260 Metern im Val di Sole gelegene Vermiglio. Die Provinzregierung stellt zehn Millionen Euro für die kommenden zwei Jahre bereit. Wer hier oder in den übrigen 31 Dörfern mit Bevölkerungsschwund bereits eine renovierungsbedürftige Immobilie besitzt oder eine solche erwerben will, kann eine Förderung beantragen. Unterstützt werden Käufe mit bis zu 20 000 Euro, Renovierungen mit bis zu 80 000 Euro. Gefördert werden nur Projekte, deren Gesamtkosten 200 000 Euro nicht überschreiten.

Die Antragsteller müssen ihren Wohnsitz für zehn Jahre in die betreffende Immobilie verlegen und dürfen nicht bereits vor Ort gemeldet sein. Eine Ausnahme wird für Unter-45-Jährige gemacht. Wer nicht in der betreffenden Immobilie wohnen möchte, kann diese auch vermieten, allerdings zu moderaten Preisen. Nach Angaben des Chefs der Provinzregierung, Maurizio Fugatti, soll der Testlauf den sozialen Zusammenhalt in der Region stärken. Bei der Auswahl der Dörfer wurde neben dem Bevölkerungsrückgang nach Angaben der Regierung auch das Verhältnis zwischen Tourismus und Wohnbevölkerung berücksichtigt. Ziel sind „lebendige Gemeinden“. Weitere Orte, in denen die Förderung greift, sind Bresimo und Livo im Val di Non, Rabbi im Val di Sole, Borgo Chiese oder Castello Tesino. Das Regionalparlament muss die Maßnahme noch verabschieden, anschließend können wohl ab Anfang Mai Anträge eingereicht werden. Die ersten Antragsteller sollen Ende des Jahres mit den Arbeiten beginnen können.

„Das Programm soll zur Wiederbesiedelung einiger Gemeinden beitragen“, sagt Ileana Olivo, Direktorin der Abteilung Sozialpolitik in der Region. Die Einkommensverhältnisse der Interessenten seien nicht relevant. „Wir hoffen, dass diejenigen, die die Renovierungen veranlassen, neue, aktive Bürger in die Gegend bringen. Es handelt sich um sehr kleine Randgemeinden, in denen die Ansiedlung von nur fünf neuen Familien das Leben des ganzen Dorfes verändert“, sagte Olivo im Interview mit dem Corriere della Sera. Pro Jahr stünden fünf Millionen Euro zur Verfügung. Die Regionalverwaltung erwartet einen durchschnittlichen Förderbetrag von 50 000 Euro pro Immobilie.
JMM

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