Alles hört auf mein Kommando!

von Redaktion

Claudia Neben (35) ist Deutschlands erste U-Boot-Kommandantin

Korvettenkapitän Claudia Neben, U-Boot-Kommandantin, steigt in den Turm von U-Boot U34 auf dem Marinestützpunkt Eckernförde. © Charisius/dpa

Eckernförde – Ihre Besatzung nennt sie Chefin, Frau Kap’tän oder Kommandantin. „,Die Alte‘ wird nicht gesagt bei mir an Bord“, sagt Claudia Neben. Verboten habe sie das aber nicht. „Die Jungs finden das respektlos.“ Die 35-Jährige ist Deutschlands erste U-Boot-Kommandantin. Noch bis Ende kommenden Jahres führt sie das Kommando der Besatzung Delta an Bord von U34.

Wolfgang Petersens Meisterwerk „Das Boot“, in dem die Crew den Kommandanten „den Alten“ nannte, hat Neben natürlich oft gesehen, konnte sich mit der dortigen Männerwelt aber nicht anfreunden. „Das ist der Lieblingsfilm meines Vaters, das hat mich schon geprägt“, sagt die Norddeutsche. Dass die Tochter nun selbst auf der U-Boot-Brücke stehe, erfülle ihre Familie mit Stolz.

Nach dem Abitur ging Neben zur Bundeswehr. „Weil ich die große, weite Welt sehen wollte.“ Zuerst fuhr sie Fregatte. Doch dort gab es ihr zu viele Menschen, ständig seien Neue hinzugekommen. „Am Ende des Studiums der Staats- und Sozialwissenschaften in München bin ich beim U-Boot hängen geblieben. Dabei hatte ich außer im Urlaub auf Fehmarn vorher keines betreten.“ Seit Oktober 2023 befehligt sie die Soldaten von Delta, einer der fünf Besatzungen der Marine, ist seit April einzige Frau an Bord.

Nur drei der rund 150 deutschen U-Boot-Fahrer sind Frauen. „U-Boot-Fahren ist speziell“, sagt die gebürtige Lüneburgerin. Raumangst sei hinderlich. „Es gibt wenig Platz an Bord, und wir haben immer noch die „warme Koje“. Das muss man wollen, sich den Schlafplatz mit einem Kameraden zu teilen.“ Bis vor Kurzem gehörte der Crew eine weitere Frau an. Sie entschied sich jedoch für einen anderen Weg.

Auch in der Handelsschifffahrt sind Frauen unterrepräsentiert, das ändert sich aber langsam. „In der deutschen Seeschifffahrt sind Frauen auf dem Vormarsch“, sagt die Präsidentin des Verbands Deutscher Reeder, Gaby Bornheim. „Über sieben Prozent der Seeleute sind weiblich – ein guter Wert im internationalen Vergleich, wo der Anteil im Durchschnitt nur bei rund zwei Prozent liegt.“

U-Boote sind angesichts der veränderten geopolitischen Lage als strategische Waffe wichtiger denn je. „U-Boote haben eine multifunktionale Rolle“, erklärt der Militärhistoriker Sönke Neitzel. „Sie sind einerseits wichtig für die Aufklärung: Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, weil sie sehr leise sind. Und man kann mit U-Booten Aufklärung betreiben.“ Zudem könnten sie Spezialkräfte unbemerkt an Strände bringen und gegnerische Schiffe bekämpfen.

Eine Rolle spielten sie auch in der Debatte um nukleare Teilhabe, sagte Neitzel. „Natürlich könnten sie auf deutschen U-Booten auch Marschflugkörper einsetzen, französische Marschflugkörper zum Beispiel oder Marschflugkörper mit französischen nuklearen Gefechtsköpfen.“ U-Boote bänden in enormem Maße die gegnerische Abwehr. „Wenn man U-Boote in die Ostsee stellt, dann muss ein Gegner sehr viele Abwehrschiffe parat haben.“

Nach Ostern läuft U34 wieder aus. „U-Boot-Fahrer sind alles Teamplayer“, sagt Neben. Ohne den Smut (Koch), den Elektrikmeister oder ihren 1. Wachoffizier könne sie nicht zur See fahren. „Ich brauche jeden von den 28 und die mich genauso“, sagt sie. Im Gegensatz zur übrigen Besatzung hat sie aber eine eigene Kabine, kann hinter sich die Tür schließen. „Ich habe sogar ein Waschbecken und einen eigenen Schreibtisch.“

Was nach U34 kommt, weiß Neben noch nicht. „Die Bundeswehr ist ja ein sehr vielseitiger Arbeitgeber.“ Sie könne sich das Ausland vorstellen. „Ich habe ja noch mindestens 25 Dienstjahre, da wird sich noch einiges ergeben.“

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