Das „Teufelsgeld“, das in den Niederlanden entdeckt wurde, ist ungefähr 1300 Jahre alt. © Medieval Archaeology/De Kort
Hezingen – Dass Wertgegenstände mit Verstorbenen begraben werden, ist in der Menschheitsgeschichte schon sehr lange so: Ägyptische Pharaonen ließen sich mit ihren Reichtümern in Pyramiden bestatten und bei den alten Griechen wurden zwei Münzen auf die Augen der Toten gelegt, um den mythischen „Fährmann“ zu bezahlen. Doch auch in nördlicheren Gefilden gab es ähnliche Bräuche. Archäologen haben im Osten der Niederlande, direkt an der deutschen Grenze, Goldmünzen und andere Wertgegenstände entdeckt, die vermutlich als heidnische Opfergaben vergraben wurden.
Drei frühmittelalterliche Schatzkammern mit Gold- und Silberstücken sowie hunderte von Münzen wurden an einer Kultstätte entdeckt. Bei den 1300 Jahre alten Funden könnte es sich um „Teufelsgeld“ handeln (so bezeichneten Christen später die heidnischen Opfergaben), berichtet eine neue Studie. „Die Menschen hier waren zweifellos Germanen“, sagt Studienleiter und Ausgrabungsleiter Jan-Willem de Kort.
Der Fund in den Niederlanden wurde etwa 130 Kilometer östlich von Amsterdam in dem Dorf Hezingen gemacht, nahe der deutschen Grenze. Der Geldwert des Schatzes muss noch ermittelt werden, ist aber wahrscheinlich beträchtlich.
Zu den Funden gehören mehr als 100 Gold- und Silbermünzen verschiedener Art; Goldschmuck, darunter Anhänger und Ohrringe; und große Gold- und Silberstücke, von denen einige möglicherweise Hacksilber waren. Die Forscher fanden im Boden auch geochemische Hinweise auf verrottete Knochen, was auf Tieropfer hindeutet.
Einige der Münzen, die in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts in verschiedenen Münzstätten des Fränkischen Reiches geprägt wurden, sind äußerst selten, heißt es in der Studie, die in der Fachzeitschrift Medieval Archaeology veröffentlicht wurde. De Kort weist darauf hin, dass der Schatz in mehreren Lagerstätten vergraben worden ist, was darauf hindeute, dass es sich um eine Kultstätte handelte, an der heidnischen Göttern Opfer dargebracht wurden. Obwohl unklar ist, welche Götter dort verehrt wurden, sei laut dem Archäologen eine Form von Wodan, der ursprünglichen germanischen Version des nordischen Gottes Odin, denkbar.
Solche heidnischen Opfergaben scheinen zu dieser Zeit in den heidnischen germanischen Ländern relativ verbreitet gewesen zu sein, so de Kort. Sie wurden jedoch von den frühchristlichen Missionaren der Region abgelehnt, die sie in Quellen als „Teufelsgeld“ bezeichneten.
CHRISTOPH GSCHOSSMANN