Warum der Mäher im Mai ausbleiben soll

von Redaktion

Die Mäher-Pause tut Insekten gut. © Rumpenhorst/dpa

Wunsiedel/Stuttgart/Hilpoltstein – Es ist der klischeebehaftete Dreiklang am Samstagnachmittag im Frühling, irgendwo in Deutschland: die Radio-Konferenz zu den entscheidenden Spieltagen in der Fußball-Bundesliga hören, Auto waschen – und Rasen mähen. Nun rufen Naturschutzverbände dazu auf, im Mai den Rasenmäher im Schuppen zu lassen. Warum? Die Aktion „mähfreier Mai“ soll, kurz gesagt, Insekten wie Bienen und Hummeln zu mehr Nahrung verhelfen, weil Blumen aufblühen können im Garten.

Die Hintergründe – woher kommt der „mähfreie Mai“? Die Aktion hat ihren Ursprung in England und heißt dort „No Mow May“. Der englische Rasen ist besonders kurz, Wildblumen haben keine Chancen zu erblühen. Das mag adrett und ordentlich aussehen. Doch: Für Insekten und andere Tiere ist das misslich – sie finden keine Nahrung.

Beim Nabu Baden-Württemberg heißt es, die Initiative solle Gartenbesitzerinnen und -besitzer dazu motivieren, weniger zu mähen. „Wichtig: Das ist nur sinnvoll, wenn man eine klassische Rasenfläche hat. Bei Wildblumenwiesen kann Ende Mai mitunter genau der richtige Zeitpunkt sein, um zu mähen“, betont eine Sprecherin. In Deutschland rufen inzwischen etliche Organisationen dazu auf, die Natur im Mai lieber zu genießen als den Rasen zu trimmen.

Und warum ist das Verzichten aufs Mähen sinnvoll? „Wird im Frühjahr und Frühsommer auf das Mähen verzichtet, können sich die Pflanzen bis zur Blüte entwickeln. Im Rasen sind das unter anderem Gänseblümchen, Weißklee, Gundermann oder Löwenzahn“, sagt Tarja Richter, Biologin und Insektenexpertin beim bayerischen Natur- und Umweltverband LBV. Das helfe Insekten, die Nektar und Pollen der Pflanzen brauchen, um sich und ihre Nachkommen zu versorgen. „Von den sich ansiedelnden Insekten können dann auch die im Mai geschlüpften Vogelküken ernährt werden.“

Sind Gärten wirklich eine relevante Größe? Ja, versichern Expertinnen und Experten. „Im Siedlungsraum leben erstaunliche viele Arten, die hier einen Ersatz für die freie Landschaft gefunden haben“, sagt Tarja Richter vom LBV. Die Uni Würzburg habe beispielsweise in einem Projekt 247 Wildbienenarten in 40 Dörfern nachgewiesen. „Natürlich müssen die größten Bemühungen auf den Erhalt und die Wiederherstellung von Lebensräumen in der Kulturlandschaft abzielen, aber solange es dort mau aussieht, können wir im Siedlungsbereich erstaunlich viel beitragen. Und so klein ist diese Fläche auch nicht: Etwa zwei Prozent der Gesamtfläche Deutschlands sind Privatgärten.“

Und nach dem 31. Mai? Natürlich bringt es nichts, im Mai aufs Mähen zu verzichten, dann aber allwöchentlich den Rasen wieder kurz zu halten. Am besten solle man eine Sense nutzen und „die Mähintervalle strecken“, rät der LBV. Ein Rasenmäher-Roboter sei keine geeignete Alternative zum Standardmäher.

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