Dieses Lagerhaus soll Christian B. ein Jahr nach Maddies Verschwinden gekauft haben. Hier sollen die Ermittler umfassendes Beweismaterial sichergestellt haben. © Mauritius
Christian B. gilt als Hauptverdächtiger im Fall Maddie. Angeklagt werden konnte er aber noch nicht. © Stratenschulte/AFP
Maddies Eltern, Kate und Gerry McCann, haben die Suche nach ihrer Tochter nie aufgegeben. Maddie verschwand vor 18 Jahren. © Stillwell/dpa
Braunschweig/London – Fast genau 18 Jahre ist es her, dass die kleine Maddie McCann in Portugal verschwand – kurz vor ihrem vierten Geburtstag. Bis heute ist das britische Mädchen nicht aufgetaucht. Und immer noch ist nicht klar, was mit ihr passiert ist.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig geht davon aus, dass sie noch in der Nacht des Verschwindens ermordet wurde – und der vorbestrafte Pädophile Christian B. (48) der Täter ist. „Wir sind sicher, dass er der Mörder von Madeleine McCann ist“, sagte Oberstaatsanwalt Hans Christian Wolters schon 2022 im portugiesischen Fernsehen. Bisher reichten die Beweise nicht für einen Haftbefehl aus. Der müsste bald erlassen werden, denn B. könnte sonst schon bald ein freier Mann sein Die Zeitung „Sun“ behauptet nun: Es soll Fotos geben, die B. stark belasten – und möglicherweise sogar beweisen, dass Maddie tot ist.
Laut „Sun“ spürte ein Polizeihund 2016 bei einer Durchsuchung eines verlassenen Fabrikgebäudes das Grab von B.s Hund auf. Darin befanden sich unter anderem Festplatten mit kinderpornografischen Inhalten und detaillierten Beschreibungen von Kindesentführungen. Ferner enthielt das Grab USB-Sticks und Speicherkarten unter anderem mit gespeicherten Skype-Chats. Darin soll B. explizite Vergewaltigungsfantasien mit Kleinkindern beschrieben haben.
Auch Kinderkleidung, Spielzeug und Waffen wurden gefunden. B. selbst hat keine Kinder. Er soll das Gebäude 2008 gekauft haben, ein Jahr nach Maddies Verschwinden.
Entdeckt wurde demnach auch ein Versicherungsdokument, das zeigen soll, dass B. in der Nähe eines Festivals in Spanien einen Autounfall hatte. Das würde belegen, dass der Verdächtige sich zu dem Zeitpunkt tatsächlich in der Gegend aufhielt, in der Maddie verschwand. B. soll auf dem Festival einem Bekannten gestanden haben, etwas mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun zu haben. Außerdem veröffentlichte die „Sun“ ein Foto, das B. am Arade-Staudamm zeigt– rund 40 Kilometer entfernt von Praia da Luz, wo Maddie vor ihrem Verschwinden mit ihrer Familie Urlaub machte.
Die „Sun“ schreibt weiter, dass im Kofferraum eines Jaguars, der B. gehört haben soll, Flaschen mit Betäubungssubstanzen wie Chloroform oder Äther gefunden worden seien. Ein Foto der Fläschchen soll das belegen. Was er mit den Mitteln gemacht hat, ist unklar.
Den Ermittlern läuft die Zeit davon: B. verbüßt derzeit eine Haftstrafe wegen einer Vergewaltigung im Jahr 2005 in Praia da Luz, dem Ort, an dem Madeleine verschwand. Ohne neue Anklagen könnte er im September 2025 freikommen. Im April teilte die Staatsanwaltschaft Braunschweig mit, B. habe einen Antrag auf vorzeitige Entlassung gestellt. Solche Verfahren seien aber nicht öffentlich, es werde keine Informationen zu Terminen geben, sagte ein Gerichtssprecher.
Deutsche Ermittler fordern daher laut „Sun“ verstärkte Unterstützung von der britischen Metropolitan Police, um weitere Beweise zu sichern und möglichst bald eine Anklage im Fall Maddie zu ermöglichen. Die Ermittlungen dauern an, und die Behörden setzen alles daran, vor B.s möglicher Freilassung weitere Beweise zu sichern – und den Fall Maddie doch noch zu lösen.
CJM