Heidi Klum vor zwei Jahren auf dem roten Teppich in Cannes. Dieses Kleid dürfte sie nach den neuen Regeln nicht mehr tragen. © Le Caer/dpa
Cannes – Seit gestern heißt es wieder: Vorhang auf! In Cannes hat das legendäre Filmfest begonnen. Will heißen: Die großen Stars und kleinen Sternchen geben sich auf dem roten Teppich die imaginäre Klinke in die Hand. Und natürlich: Eine will schöner sein als die andere und für so manchen gilt: auffallen um jeden Preis.
Doch das hat jetzt seine Grenzen: Denn die Veranstalter haben einen strengeren Dresscode erlassen: „Aus Gründen des Anstands ist Nacktheit auf dem roten Teppich wie auch in allen anderen Bereichen des Festivals verboten. Voluminöse Kleidungsstücke, insbesondere solche mit großer Schleppe, die den reibungslosen Verkehr der Gäste behindern und die Sitzordnung im Theater erschweren, sind nicht gestattet.“
Weiter heißt es: „Die Empfangsteams des Festivals sind verpflichtet, Personen, die diese Regeln nicht einhalten, den Zutritt zum roten Teppich zu verweigern. Bei allen anderen Vorführungen ist angemessene Kleidung ausreichend.“
Man habe in der Charta nun bestimmte Regeln festgeschrieben, die schon seit Langem in Kraft seien, erklärte ein Pressesprecher des Festivals. Ziel sei nicht, die Kleidung an sich zu regeln – „sondern die vollständige Nacktheit auf dem roten Teppich zu verbieten, in Übereinstimmung mit dem institutionellen Rahmen der Veranstaltung und dem französischen Recht“.
Der rote Teppich an der Croisette war stets Schauplatz opulenter Roben, mutiger Outfits – und mitunter auch von Debatten über Stil und Provokation. Zu den Models, die gerne in gewagt-transparenten Outfits erscheinen, gehören etwa Bella Hadid oder Kendall Jenner. Vor zwei Jahren sorgte Heidi Klum mit einem auffälligen Kleid, aus dem ihr Nippel blitzte, für Aufsehen. Reagiert die Cannes-Dresscode-Regel auf einen Trend? Outfits mit viel Nacktheit scheinen sich auf roten Teppichen zu häufen. So war Bianca Censori an der Seite von Kanye West bei den diesjährigen Grammys fast komplett nackt auf dem Teppich zu sehen. Schauspielerin Sienna Miller trug vergangenes Jahr in Venedig ein durchsichtiges Rüschenkleid und verdeckte ihre Nippel mit den Haaren.
Andererseits trugen Stars schon vor Jahrzehnten manchmal sehr durchsichtige Outfits. Der Dresscode für die abendlichen Premieren in Cannes ist jedenfalls berühmt für seine Strenge. Es ist etwa (anders als bei der Berlinale) untersagt, in Turnschuhen oder mit großen Taschen zu kommen. Erwünscht sind Smoking und Abendkleid, aber auch „ein elegantes Oberteil mit einer schwarzen Hose und eleganten Schuhen“ sind erlaubt, heißt es auf der Festivalseite.
In den vergangenen Jahren ist der Dresscode gefühlt etwas lockerer geworden. Vor zehn Jahren gab es eine Debatte darüber, ob Frauen auf dem Teppich flache Schuhe tragen dürfen – nachdem einige Frauen sich darüber beschwert hatten, ihnen sei wegen flachen Schuhwerks der Eintritt in den Festivalpalast verboten worden. Hollywood-Star Julia Roberts lief im Folgejahr barfuß über den roten Teppich, Kristen Stewart zog 2018 demonstrativ vor den Fotografen ihre High Heels aus. 2023 kam Jennifer Lawrence in Flip-Flops. Da ist zu vermuten, dass sich zumindest die Stars an diese neue Dresscode-Regel ebenfalls nicht halten dürften.