Der Rettungsplan für Venedig

von Redaktion

Steigender Meeresspiegel: Lagunenstadt könnte bis 2100 unter Wasser stehen

Bisher schützt das System Mose vor Flut. © Furlan/dpa

Nasse Füße am Markusplatz: Wenn nichts unternommen wird, könnte der in 100 Jahren komplett unter Wasser stehen. © PATTARO / AFP

Venedig – Es klingt nach Science-Fiction: Mit einer spektakulären Idee soll die Lagunenstadt Venedig vor dem Untergang bewahrt werden. Die Stadt kämpft seit Jahrzehnten gegen das Absinken und den steigenden Meeresspiegel. Im vergangenen Jahrhundert senkte sich die Stadt um etwa 25 Zentimeter ab, während der Meeresspiegel um rund 30 Zentimeter stieg.

Laut einer Studie des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) soll die Stadt bis 2150 großflächig überschwemmt sein. Die US-Organisation Climate Central sieht es noch dramatischer: Demnach soll Venedig schon bis 2100 komplett unter Wasser stehen. Doch nun hat ein italienischer Ingenieur einen Plan, um die beliebte Touristenstadt zu retten.

Venedig sinkt zusätzlich zu dem steigenden Meeresspiegel pro Jahr rund ein bis zwei Millimeter ab. Grund dafür ist, dass die Stadt auf Holzpfählen steht, die im weichen Boden der Lagune stecken. Und jetzt kommt Professor Pietro Teatini! Wie CNN berichtet, hat der Ingenieur von der Universität Padua einen Plan entwickelt, Venedig durch das Einpumpen von Wasser in tiefe Gesteinsschichten unter der Stadt um 30 Zentimeter anzuheben. Das ist vergleichbar mit einer Faltenunterspritzung, mit der die Stadt hochgehoben werden soll. Teatini glaubt, dass dieser Ansatz Venedig eine Schonfrist von etwa 50 Jahren verschaffen könnte. Bis dahin könnten langfristige Lösungen gegen das Absinken und die Überschwemmungen entwickelt werden. Teatini kämpft bereits seit 1970 gegen den Untergang Venedigs.

Seine Idee dazu wurde von der Grundwasserentnahmen in den 1960er- und 1970er-Jahren inspiriert. „Warum nicht das Gleiche tun?“, sagte er zu CNN. „Wir entwickeln Bohrungen, bei denen wir das Wasser nicht fördern, sondern verpressen.“ Das Vorhaben birgt allerdings auch Risiken: Etwa können Gebäudeschäden entstehen. Deshalb will Teatini erst einen Testlauf durchführen. Dieser könnte bis zu 40 Millionen Euro kosten – das endgültige Vorhaben wäre allerdings deutlich teurer.

Teatinis Plan ist nicht der erste, der Venedig vor den Fluten schützen soll. Seit 2020 gibt es das Mose-System – ein beweglicher Flutschutz aus 78 Stahlbarrieren. Sie sollen bei Hochwasser die Lagune von der Adria abschotten. Dabei gibt es allerdings zwei Haken: Wenn das System aktiviert wird, verhindert es die Schifffahrt sowie den Wasseraustausch zwischen Lagune und dem Meer. Das hat finanzielle wie auch ökologische Folgen für die Stadt: Der Verkehr findet schließlich auf dem Wasser statt und das empfindliche Ökosystem der Lagune wird aus dem Konzept gebracht. Und das immer häufiger: Allein seit seiner Inbetriebnahme musste das System bereits 100 Mal aktiviert werden.

Ob Teatinis Plan aufgeht, bleibt abzuwarten: Einen Starttermin gibt es noch nicht. Doch die Idee des Ingenieurs könnte die Stadt retten – oder ihren drohenden Untergang zumindest aufschieben.
CWI

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