Der Ansturm auf die Abnehmspritze ist riesig. © Imago
Berlin – Abnehmspritzen sind zu regelrechten Lifestyle-Produkten geworden. Auch Promis pushen die Nachfrage. So hat sich etwa der SpaceX- und Tesla-Chef Elon Musk öffentlich dazu bekannt, sie zu nutzen. Zwischenzeitlich gab es Lieferengpässe. Der Hype ruft Kriminelle auf den Plan. Das fängt schon bei gefälschten Rezepten an. Ein Überblick:
Was sagen die Ermittler? Das Bundeskriminalamt (BKA) hat in den vergangenen beiden Jahren einen Anstieg der Fälle von Rezeptfälschungen beobachtet, mit denen Menschen an gewichtsreduzierend wirkende Arzneimittel kommen wollten. Eine genaue Statistik dazu gibt es laut einem Sprecher aber nicht. „Bei den ermittelten Tatverdächtigen handelt es sich oftmals um reisende und überregional agierende Tätergruppierungen mit osteuropäischer Herkunft“, heißt es aus dem baden-württembergischen Innenministerium.
Was wird gefälscht? Bei den gefälschten Rezepten geht es nach Einschätzung von Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), um solche in Papierform. Die seien inzwischen so gut zu fälschen, dass Apothekerinnen und Apotheker kaum eine Chance hätten, dies zu entlarven.
Wofür werden die Medikamente eigentlich genutzt? Während die Präparate „Ozempic“ und „Mounjaro“ in erster Linie zur Behandlung von Diabetes gedacht sind, ist „Wegovy“ ein verschreibungspflichtiges Medikament, das beim Abnehmen und Halten von Gewicht helfen soll. Auch die zwei anderen Präparate haben diesen Effekt.
Wer bemerkt, dass es eine Fälschung ist? Oft falle die Fälschung erst bei einer Prüfung durch die Krankenkassen auf, sagt Preis. Diese würden sich häufig weigern, die Kosten zu übernehmen, wodurch die Apotheken auf den Kosten sitzen blieben.
Gibt es Gefahren? Preis warnt davor, rezeptpflichtige Abnehmpräparate ohne Begleitung von Ärzten oder Apothekern einzunehmen – was bei gefälschten Rezepten in der Regel aber der Fall sei. „Eine Eigentherapie ist gefährlich“, warnt er. Gleiches gelte für Mittel auf dem Schwarzmarkt, deren Dosierung oft nicht stimme. Manchmal enthielten sie auch gar keinen Wirkstoff, gesundheitsschädliche Dosierungen oder andere, bedenkliche Stoffe.
Werden auch Medikamente selbst gefälscht? Ja, erst kürzlich wurden 199 Packungen „Ozempic“ gesichert, die alle die identische Seriennummer aufwiesen. Untersuchungen ergaben, dass es sich um umetikettierte Insulin-Stifte handelte. Der Arzneistoff Semaglutid war in diesen Proben nicht vorhanden. Insulin kann zu einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung führen. Die gefälschten Produkte tauchten auch in Großbritannien und Österreich auf. Bei den Ermittlungen hätten sich Bezüge nach Nordrhein-Westfalen und Bayern sowie ins inner- und außereuropäische Ausland ergeben.