Strahlendes Comeback: Kevin Spacey vor der Auszeichnung für sein Lebenswerk. © Pisarenko/dpa
Cannes – „Es ist schön, wieder zurück zu sein!“ Aus der Hollywood-Verbannung auf dem roten Teppich von Cannes. Obwohl er in der Filmbranche wegen der Vorwürfe jahrelanger sexueller Übergriffe noch immer als Persona non grata gilt, wurde Kevin Spacey bei einer Gala des „Better World Fund“ am Rande des Festivals für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der US-Schauspieler werde für „Jahrzehnte seines künstlerischen Genies“ geehrt, teilte die unabhängige Stiftung mit.
Über 30 Männer in England sowie in den USA hatten Spacey 2016 sexuelle Belästigung und sogar sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Dies führte dazu, dass er 2017 vom Set seiner Erfolgsserie „House of Cards“ gefeuert wurde und die Filmbranche ihn fallen ließ. Vor zwei Jahren wurde der 65-Jährige dann aber bei einem Straf-Prozess in London sowie einem Zivilprozess in New York wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. In England laufen aber nach wie vor drei Zivilklagen gegen ihn. Im Februar hatte der ehemalige Schauspieler Ruari Cannon in London eine weitere Klage gegen Spacey eingereicht. Cannon hatte Spacey zuvor in einem Dokumentarfilm vorgeworfen, ihn 2013 in der Öffentlichkeit unangemessen angefasst zu haben. Spacey weist die Vorwürfe zurück.
Der zweifache Oscargewinner schien die Rückkehr ins Rampenlicht – selbst wenn es mehr als einen Kilometer weg vom Filmpalast im Strand-Club des Carlton-Hotels war – sichtbar zu genießen. Er ließ sich geduldig von einem guten Dutzend Fotografen ablichten und posierte für Selfies. Fragen beantwortete er allerdings nicht. Dafür bedankte er sich kämpferisch auf der Bühne bei den Veranstaltern der Benefiz-Gala, deren Erlös „Filmkunst im Namen der Menschlichkeit“ unterstützt. Mit leicht belegter Stimme rief Spacey ins Mikrofon: „Es bedeutet mir so viel – weil ich noch immer aufrecht stehe. Ich stehe noch immer“ – zum eher gedämpften Applaus der gut 300 Anwesenden. In seiner Rede sprach Spacey Fälle an, in denen Menschen zu Unrecht „gecancelt“ worden seien. Etwa der US-amerikanische Drehbuchautor Dalton Trumbo, der in den 1940er- und 1950er-Jahren auf der „Hollywood Blacklist“ stand, die die Arbeit mit Künstlern untersagte, denen man eine Nähe zum Kommunismus nachsagte.
„Es gibt Zeiten, in denen man für Prinzipien einstehen muss“, sagte Spacey. „Ich habe eine Menge aus der Geschichte gelernt. Sie wiederholt sich sehr oft. Die schwarze Liste war eine schreckliche Zeit in unserer Branche, aber wir müssen daraus lernen, damit so etwas nie wieder passiert.“
Vor der Veranstaltung hatte Spacey enthüllt, dass er „von vielen Freunden, Kollegen und Co-Stars“ kontaktiert worden sei, nachdem die Nachricht der Ehrung durchgesickert war. Er selbst sieht es als Beleg dafür, dass er auf dem Weg zum Comeback ist: „Es ist fantastisch, wieder arbeiten zu können.“ Er hat gerade seinen ersten Film nach acht Jahren mit dem Titel „The Awakening“ abgedreht, der von der kleinen britischen Firma Camelot Films produziert wurde. Spacey war hauptsächlich nach Cannes gereist, um seinen Film zu verkaufen. Bislang noch ohne eine öffentliche Erfolgsmeldung.
CTH/DPA