Sorge um den Mittelmeer-Urlaub?

von Redaktion

Erdbeben in der Türkei und auf Kreta – Auf Sizilien brodelt der Ätna

Dichter Rauch über dem Ätna. Bisher sind aber keine Menschen in Gefahr gewesen. © Distefano/AFP

München/Berlin – Der Juni hat gerade erst begonnen. Auf Sizilien bricht der Vulkan Ätna aus. Touristen müssen sich vor den Staubwolken in Sicherheit bringen. Einen Tag später erschüttert ein Erdbeben der Stärke 5,8 die Westküste der Türkei und die griechische Inseln Rhodos und Kreta. Ein Mädchen stirbt dabei. Die Mittelmeer-Länder gehören zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Ob man den Pfingst- oder Sommer-Urlaub nochmal umbuchen sollte?

Heiner Igel ist Professor und Seismologe im Department für Geo- und Umweltwissenschaften an der LMU in München. Die Erdbeben im Mittelmeerraum schätzt er als „nicht außergewöhnlich“ ein. „Griechenland, die Türkei, der Mittelmeerraum – das sind immer schon Regionen, wo man mit Erdbeben rechnen muss.“ Darüber sollten sich Urlauber im Klaren sein und sich über ihre Reiseziele informieren.

Eine Warnung spricht Igel nicht aus. Denn heute könne man nicht sagen, ob es morgen oder in einer Woche zu einem Erdbeben kommt: „Ob lange nichts passiert ist, spielt dabei keine Rolle. Erdbeben lassen sich schlecht voraussagen, die kommen unerwartet. Auch nach 100 Jahren Ruhe. Deshalb ist es eher wichtig, dass man vielleicht vorher überlegt: Was mache ich, wenn es zu einem Erdbeben kommt, wenn es anfängt zu ruckeln? Am besten etwa schnell aus dem Haus raus, wenn möglich. Oder, wenn nicht möglich, wissen, wo Hohlräume sind. Etwa unter Tischen.“

Das Auswärtige Amt mahnt ebenfalls, sich mit den Informationen zum Reiseziel auseinanderzusetzen. Reisende müssen mit Beeinträchtigungen im Verkehr wie Flugausfällen und Sperrungen rechnen. „Ebenso können Kommunikationswege schnell abbrechen und allein dies zur Sorge bei Angehörigen führen. Denken Sie daher daran, diese möglichst rasch wissen zu lassen, wo Sie sind und dass es Ihnen gut geht, im Zweifel auch gleich nochmals nach Ausfall von Kommunikationsmitteln.“ Die tatsächliche Gefahr, Opfer einer Naturkatastrophe zu werden, sei gering.

Und die Gefahr bei Vulkanausbrüchen wie beim Ätna? Muss es heißen „arrivederci und ciao bella Italia“? Seismologe Igel sagt: „Das ist eine ganz andere Art von Risiko. Natürlich, bei der Eruption, mussten einige Touristen schnell in Sicherheit gebracht werden. Aber in der Regel ist ein Vulkanausbruch besser vorhersagbar. Man sieht zuvor bereits die Anzeichen. Ätna ist sehr aktiv, da wird man eigentlich schnell vorgewarnt.“

Das Risiko liegt hier im Vulkan-Tourismus und der Bereitschaft, trotz vulkanischer Aktivität so nah wie möglich am Geschehen zu sein. „Eine Reise zu einem aktiven Vulkan kann ein faszinierendes Erlebnis, ohne ausreichende Vorbereitung und Information aber auch sehr gefährlich sein“, schreibt das Auswärtige Amt. Ein anderes – wenngleich meist weniger bedrohliches – Problem im Mittelmeer-Raum stellt mittlerweile das Wetter dar.

Einfach von einer Reise zurücktreten geht jedoch nicht. „Ängste vor einem Erdbeben allein sind keine Gründe für einen kostenfreien Reiserücktritt von einer Pauschalreise. Fällige Stornierungsgebühren müssten Urlauber dann tragen“ sagt Kay P. Rodegra, Dozent für Reise- und Luftverkehrsrecht.
LISA GILZ

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