Ramesh Vishwash Kumar hat den Absturz überlebt. © X
Trümmerteile der Boeing-Maschine lagen auf den Straßen Ahmedabads verteilt. © SOLANKI/EPA
Der Dreamliner von Boeing stürzte über einem dicht besiedelten Wohngebiet ab. Fast 300 Menschen kamen ums Leben. © dpa
Neu-Delhi – Dichte Rauchschwaden steigen über der Unglücksstelle auf. Die abgerissenen Trümmer des Wracks – ein ausgebrannter Flügel, Teile des Fahrwerks – lassen das Ausmaß der Katastrophe erahnen. Bei einem Flugzeugabsturz in Indien sind 241 Menschen an Bord ums Leben gekommen, teilte die Fluggesellschaft Air India mit – nur ein Insasse habe das Unglück überlebt und werde in einem Krankenhaus behandelt.
An Bord waren 242 Menschen, darunter 230 Passagiere: 169 Inder, 53 Briten, sieben Portugiesen und ein Kanadier. Dazu zwölf Crew-Mitglieder. Da das Flugzeug in einem Wohngebiet abgestürzt sei, seien auch am Boden Menschen gestorben, sagte der örtliche Polizeichef GS Malik. Wie viele, war zunächst unklar.
Wie durch ein Wunder hat ein Passagier den Absturz ohne größere Verletzungen überstanden. Der britischen Zeitung „Telegraph“ zufolge handelt es sich um Ramesh Vishwash Kumar, einen britischen Staatsbürger aus London, der auf Platz 11 A saß. Demnach hat er das Bewusstsein verloren und wurde erst durch die Rettungsaktion wach. „Es ging alles so schnell. Als ich aufstand, waren um mich herum nur noch Leichen“, erzählte er Reportern. „Ich stand auf und rannte los.“ Er vermisse seinen Bruder, der auch in der Maschine saß. In den Sozialen Medien kursiert ein Video, in dem er humpelnd aus den Trümmern läuft, die Kleidung zerrissen, das Gesicht blutverschmiert.
In anderen Videos ist zu sehen, wie die Maschine mit nach oben gerichteter Nase schnell an Höhe verliert. Danach stürzt sie in ein Gebäude und explodiert in einem Feuerball. Wie ein AFP-Reporter berichtete, schlug das Flugzeug zwischen einem Krankenhaus und dem Viertel Ghoda Camp ein. In der Nähe eines Wrackteils stand ein Gebäude in Flammen.
„Eine Hälfte des Flugzeugs stürzte in ein Wohngebäude, in dem Ärzte und ihre Familien leben“, sagte ein Arzt, der seinen Namen nur mit Krishna angab. Flugzeugnase und das Vorderrad seien auf die Kantine gestürzt, in der Studenten gerade zu Mittag gegessen hätten. Krishna sah nach eigenen Angaben „etwa 15 bis 20 verbrannte Leichen“, 15 Studenten habe er aber mit seinen Kollegen retten können.
Rettungskräfte transportierten im Laufe des Tages zahlreiche mit weißen Tüchern bedeckte Leichen von der Absturzstelle ab. Der indische Premierminister Narendra Modi sprach von einer „Tragödie“, die fassungslos mache. „In dieser traurigen Stunde“ seien seine Gedanken bei allen Betroffenen.
Der Flug AI171, eine Boeing des Modells 787 Dreamliner, sollte von Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat nach London-Gatwick fliegen und am Abend in England ankommen. Doch wohl nur wenige Minuten nach dem Start stürzte die Maschine ab.
Die britische Flugunfallbehörde AAIB kündigte an, ein eigenes Team nach Indien zu schicken, um die dortigen Ermittlungen zu unterstützen. Auch US-Präsident Donald Trump bot Hilfe an. Indien sei ein „großes“ und „starkes“ Land, doch die Vereinigten Staaten stünden bereit, im Bedarfsfall sofort Hilfe zu leisten, sagte der Republikaner im Weißen Haus.
Der Flughafen Ahmedabad wurde bis auf Weiteres geschlossen. US-Flugzeugbauer Boeing erklärte, bei der Klärung der Unglücksursache mit Air India zusammenzuarbeiten. Aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen hieß es, es handele sich um den ersten Absturz des Typs 787 Dreamliner, der 2011 in Dienst genommen wurde.