Der MI6 hört jetzt auf eine Frau

von Redaktion

Legendärer Geheimdienst bekommt mit Blaise Metreweli erstmals eine Chefin

Der Sitz der Spione: Das MI6-Hauptquartier am Ufer der Themse in London. © Trotzki/IMAGO

Filmisches Vorbild: Judi Dench spielte MI6-Chefin „M“ und war damit die Vorgesetzte von Daniel Craigs James Bond. © imago

Das gab‘s bisher nur im Bond-Film: Blaise Metreweli ist die erste Frau an der Spitze des britischen Auslandsgeheimdienstes. © panoramaimages via imago

London – Was es bisher nur in James-Bond-Filmen gab, wird im Oktober Realität: Erstmals in der mehr als 115-jährigen Geschichte des britischen Auslandsgeheimdienstes steht dann eine Frau an der Spitze des MI6. Blaise Metreweli heißt die designierte Geheimdienstchefin, die im Herbst das Kommando von Richard Moore übernimmt. Premierminister Keir Starmer sprach von einer „historischen Ernennung“.

Durch Ian Flemings fiktiven Agenten James Bond wurde der MI6 weltberühmt. Die 47-jährige Metreweli hat künftig den Posten inne, den Fans als „M“ kennen. Von 1995 bis 2012 wurde die Rolle auf der Leinwand von einer Frau verkörpert: Die britische Schauspielerin Judi Dench gab in sieben Filmen als MI6-Chefin den Ton an. Bis aus der Fiktion Wirklichkeit wurde, hat es rund 30 Jahre gedauert. Der scheidende MI6-Leiter Moore erklärte auf X, er wolle „die Gleichstellung der Frauen fördern, indem ich dafür sorge, dass ich der letzte ‚C‘ bin, der aus einer rein männlichen Auswahl hervorgegangen ist“. Die Spitze des MI6 erhält – anders als bei James Bond – traditionell den Codenamen „C“.

Vor ihrem Aufstieg zum „C“ war Metreweli als „Direktorin für Technologie und Innovation“ tätig – Codename „Q“. Die Aufgabe führte die Karriere-Agentin nach Angaben der britischen Regierung bereits in den Nahen Osten und auf den europäischen Kontinent. Zuvor arbeitete die studierte Anthropologin beim britischen Inlandsgeheimdienst MI5, wo sie als Leiterin der Direktion „K“ für die Überwachung von Bedrohungen durch Staaten wie Russland und China zuständig war. Insgesamt blickt Metreweli auf eine 26-jährige Geheimdienst-Karriere zurück und gilt als äußerst erfahren.

Wie es sich für eine gute Agentin gehört, hielt sich Metreweli bislang größtenteils aus der Öffentlichkeit zurück. Deshalb ist über ihr Privatleben nur wenig bekannt. 2022 gab sie der „Financial Times“ jedoch ein anonymes Interview unter dem Pseudonym „Ada“. Darin sagte sie, dass sie schon als Kind davon geträumt hatte, Spionin zu werden. Britischen Medienberichten zufolge stammt Metreweli aus einer Familie mit georgischen Wurzeln. Sie wuchs in London auf und studierte in Cambridge, wo sie eine Leidenschaft fürs Rudern entwickelte. Laut „Bild“ nimmt sie immer noch an Veteranenrennen teil.

Viel Zeit für Freizeit wird Metreweli ab Oktober nicht mehr haben. Auf die neue MI6-Chefin kommt angesichts der angespannten Weltlage viel Arbeit zu. Premierminister Starmer sagte zuletzt: „Das Vereinigte Königreich ist mit Bedrohungen von noch nie da gewesenem Ausmaß konfrontiert – seien es Aggressoren, die ihre Spionageschiffe in unsere Gewässer schicken, oder Hacker, die mit ausgeklügelten Cybertaktiken versuchen, unsere öffentlichen Dienste zu stören.“ Die erfahrene Metreweli gilt in Geheimdienstkreisen als die richtige Frau für den Job.SOPHIA BELLIVEAU

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