Kampfessen vor der Kamera

von Redaktion

China bekommt „Fressvideos“ nicht in den Griff – Aktionsplan aufgestellt

Viele Chinesen posten „Fressvideos“ von sich. © Mauritius

Peking – Sechs Eisbein in 15 Minuten, ein Marathon mit Fertignudeln, kiloweise Flusskrebse, Mangos und Litschis oder extrem scharfes Essen. Trotz aller Anstrengungen der Behörden überfluten Fressvideos chinesische Streaming-Plattformen. Die „Könige der großen Mägen“ (Daweiwang), wie sie auf Chinesisch genannt werden, verschlingen vor ihrem Online-Publikum riesige Mengen an Nahrungsmitteln, um Klicks zu generieren. In einem eindringlichen Appell rief die chinesische Verbrauchervereinigung die Internetnutzer jetzt auf, sich „rational“ solch extremen Inhalten zu widersetzen.

„Verfolgen, liken oder verbreiten Sie keine Inhalte zu extremen Essgewohnheiten, die Verschwendung fördern und die Gesundheit schädigen“, rief der Verbraucherverband auf. „Blockieren Sie entsprechende Konten und Kanäle aktiv.“ Einige Online-Plattformen seien „gegenwärtig voller extremer Essensvideos“, wurde beklagt. Diese sensationsheischenden Inhalte suchten Aufmerksamkeit, indem sie entweder das menschliche Maß des Essens bis an die physiologischen Grenzen trieben oder mit bizarren und seltenen Zutaten provozierten.

Solche Formate stünden „nicht nur im krassen Widerspruch zum wahren Wesen der Esskultur, sondern führen auch zu erschütternder Lebensmittelverschwendung“, hieß es in der Erklärung, die in Chinas Staatsmedien große Verbreitung fand. „Derartige Fressvideos widersprechen grundlegenden Prinzipien eines gesunden, sparsamen und zivilisierten Lebensstils.“ Auch seien sie eine offene Missachtung der traditionellen chinesischen Tugend der Genügsamkeit und zudem ein Verstoß gegen das Gesetz zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung von 2021.

Im November legten das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei und der Staatsrat noch einen Aktionsplan nach, der die Produktion und Verbreitung von Sendungen und Videos, „die übermäßiges Essen und andere Verhaltensweisen zur Lebensmittelverschwendung fördern, strengstens verbietet“. Während politische Zensur in China eher lückenlos funktioniert, rutschen viele Fressvideos unter dem Radar durch. Das liegt auch daran, dass manche Live-Übertragungen nachts erfolgten.

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