Christina Block und Gerhard Delling. © IMAGO
Am Freitag beginnt in Hamburg der Prozess gegen die Steakhauskettenerbin Christina Block und mehrere mutmaßliche Mittäter wegen des Verdachts der Entführung zwei ihrer Kinder. Wegen Beihilfe angeklagt ist auch Blocks Lebensgefährte, der Sportjournalist und Fernsehmoderator Gerhard Delling. Verhandelt wird vor einer Jugendkammer des Landgerichts der Hansestadt. Für den Prozess sind zunächst fast 40 Verhandlungstage bis Dezember angesetzt.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft Block vor, die Entführung ihrer 2010 geborenen Tochter und ihres 2013 geborenen Sohns beauftragt zu haben. Als mutmaßliche Mittäter sind neben Block ein 62-jähriger Deutscher und ein 35-jähriger israelischer Staatsangehöriger angeklagt. Vier weiteren Beschuldigten wird Beihilfe vorgeworfen – darunter auch dem 66-jährigen Delling. Bei dem Israeli soll es sich einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“ zufolge um einen ehemaligen Mitarbeiter des Geheimdiensts Mossad handeln.
Nach fünf weiteren mutmaßlichen Entführungsbeteiligten wird noch gefahndet. Rechtlich geht es in dem Fall unter anderem um Vorwürfe der sogenannten schweren Entziehung Minderjähriger, der gefährlichen Körperverletzung sowie der Freiheitsberaubung. Block wies über ihre Verteidigung stets den Vorwurf einer Beteiligung an der Entführung zurück. Sie habe diese nicht in Auftrag gegeben und nichts davon gewusst. Auch Delling wies die Vorwürfe zurück.
In einer am Montag von Blocks Verteidigung verbreiteten Erklärung hieß es, für die Entführung der beiden Kinder verantwortlich gewesen sei „eine Gruppe von Personen, die zuvor Sicherheitsdienstleistungen für das Unternehmen der Familie Block und Frau Block selbst erbracht“ hätten. Diese hätten die Kinder ohne Absprache mit Block eigenmächtig „in einer chaotischen Hauruckaktion“ aus Dänemark geholt und seien dabei mutmaßlich „finanziell motiviert“ gewesen.
Mit Blick auf Delling wies das Landgericht auf eine von der Anklage möglicherweise abweichende rechtliche Bewertung hin. Demnach könnte für ihn auch eine Verurteilung als Mittäter statt Helfer in Betracht kommen. In diesem Fall würden ihm wie auch der 52-jährigen Block Haftstrafen drohen. Block ist eines der Kinder des schwerreichen Gastronomieunternehmers Eugen Block. Dieser gründete die nach ihm benannte Firmengruppe Block, zu der unter anderem die Restaurantketten „Block House“ und „Jim Block„ sowie mehrere Hotels gehören.
Die beiden entführten Block-Kinder befinden sich beim Vater in Dänemark, dem ein dänisches Gericht auf Antrag das Sorgerecht zusprach. Grund ist, dass die Kinder inzwischen fest bei ihrem Vater leben. Blocks Versuche, dagegen in Deutschland juristisch vorzugehen, scheiterten. Gerichte in Hamburg entschieden, dass die familienrechtliche Zuständigkeit gemäß internationalen Standards bei der dänischen Justiz liegt.