Block und Delling vor Gericht

von Redaktion

Prozess um Kindesentführung beginnt – Verteidiger weisen Vorwürfe zurück

Prominenter Angeklagter: Gerhard Delling. © Wendt/dpa

Nebenkläger Stephan Hensel (M.) saß seiner Ex-Frau Christina Block im Gericht gegenüber. © picture alliance

Christina Block steht zwischen ihren Verteidigern Otmar Kury (re.) und Ingo Bott (li.). Ihr wird vorgeworfen, die Entführung ihrer eigenen Kinder beauftragt zu haben. © picture alliance

Hamburg – Ein erbitterter Sorgerechtsstreit, der laut Anklage in der Entführung zweier Kinder gipfelte: Vor dem Hamburger Landgericht hat ein Prozess gegen die Hamburger Unternehmerin Christina Block (52) und sechs weitere Angeklagte begonnen. Einer davon ist Blocks Lebensgefährte, der ehemalige Fernsehmoderator Gerhard Delling (66), dem Beihilfe vorgeworfen wird. Der Prozess war mit Spannung erwartet worden. Schon Stunden vor Beginn warteten erste Journalisten vor dem Landgericht.

Auch Blocks Ex-Mann und Vater der insgesamt vier gemeinsamen Kinder, Stephan Hensel (51), erschien im Gericht und saß seiner früheren Ehefrau als Nebenkläger gegenüber. Nach Verlesung der Anklage musste er erst einmal zuhören, welche Vorwürfe ihm wiederum die Verteidigung machte. Während dieser Ausführungen machte Hensel sich Notizen.

Die Anwälte Blocks wiesen jede Schuld ihrer Mandantin zurück. Christina Block habe zu keiner Zeit einen Auftrag erteilt, ihre Kinder von dem in Dänemark lebenden Vater zurückzuholen, sagte Anwalt Otmar Kury. Sie sei „nicht schuldig“, sagte er weiter. „Sie ist auch nicht hinreichend verdächtig.“ Zugleich erhob er schwere Vorwürfe gegen den Vater der Kinder, der seiner Mandantin den Kontakt zu ihrer Tochter und ihrem Sohn jahrelang rechtswidrig verweigert und die Kinder damit geschädigt habe. Zudem kündigte Kury eine umfangreiche Erklärung Blocks an.

Auch ihr zweiter Anwalt, Ingo Bott, zeichnete von Block das Bild einer verzweifelten Mutter, der ihre Kinder entzogen und entfremdet worden seien. Als Tochter des Gründers der gleichnamigen Steak-House-Kette, Eugen Block, sei sie zudem prominent, sodass über den jahrelangen Sorgerechtsstreit umfangreich in einer „Schlammlawine“ des Boulevards berichtet worden sei.

Aufgrund des der Familie zugeschriebenen Reichtums hätten sich auch Sicherheitsfirmen an die Blocks gewandt und ihre Hilfe angeboten. Der Anwalt äußerte die Vermutung, dass auch die Entführung der Kinder eine nicht abgesprochene Aktion gewesen sein könnte. Dann sei aber alles so schiefgelaufen, dass gar nicht erst eine Vergütungsforderung erhoben worden sei, sagte Bott. Für die schwere Entziehung Minderjähriger und die schwere Misshandlung Schutzbefohlener sieht das Strafgesetzbuch eine Mindeststrafe von einem Jahr vor, die Höchststrafe beträgt zehn Jahre Gefängnis.

Immer wieder verwiesen die Verteidiger darauf, die Mutter – nicht Vater Hensel – habe zum Zeitpunkt der Entführung das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht gehabt. „Hier wird dem Elternteil, das Opfer einer Kindesentführung geworden ist“, die Beauftragung einer Kindesentziehung vorgeworfen, sagte Dellings Verteidiger David Rieks und wies jede Schuld seines Mandanten zurück. Delling sei „aufgrund seiner großen Prominenz medial zu einem der Gesichter des Verfahrens geworden“, sagte der Anwalt. Doch seine mediale Rolle entspreche nicht seiner Rolle in dem Verfahren.

Neben Block und Delling sind noch weitere Personen angeklagt: Einem 35-Jährigen, der nach eigenen Angaben die israelische und portugiesische Staatsangehörigkeit hat, wird vorgeworfen, zusammen mit fünf weiteren Männern direkt an der Entführung beteiligt gewesen zu sein.

Ein 58-jähriger Deutscher sorgte der Staatsanwaltschaft zufolge als Leiter eines Hamburger Sicherheitsunternehmens für die Bewachung des Anwesens von Block, um eine Flucht der Kinder zu verhindern. Er ist angeklagt wegen Beihilfe zur gemeinschaftlichen schweren Entziehung Minderjähriger in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Demselben Vorwurf müssen sich eine Frau (49) und ein Mann (55) aus Blocks Umfeld stellen. Auch die Anwälte der übrigen Angeklagten wiesen die Vorwürfe zurück.

Das Hamburger Landgericht hat in der Causa Block 37 Verhandlungstermine bis Dezember angesetzt. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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