Stafford und Leonow beim Treffen im All in 1975. © dpa
Washington/Moskau – Ein Händedruck, der in die Geschichte einging: Am Donnerstag (17. Juli) vor genau 50 Jahren schwebten der sowjetische Kosmonaut Alexej Leonow und der US-Raumfahrer Thomas Stafford rund 225 Kilometer über der Erde aufeinander zu und begrüßten sich.
Kurz zuvor hatten ihre Raumschiffe Apollo und Sojus in einem schwierigen Manöver erstmals aneinander angedockt. Zwei technisch völlig verschiedene Systeme der Sowjetunion und der USA bewegten sich im All mit hoher Geschwindigkeit aufeinander zu. Aber alles klappte wie geplant.
Das kosmische Rendezvous inmitten des Kalten Krieges 1975 ist ein starkes Signal: die Sowjetunion und die USA, erbitterte Rivalen im Raumfahrt-Rennen, verbrüdern sich im All und eröffnen so eine Zusammenarbeit, die bis heute auf der Internationalen Raumstation ISS hält.
Fast fünf Jahre hatten die Vorbereitungen für das Manöver 1975 gedauert. Funktionäre und Techniker beider Länder besuchten sich gegenseitig, um die historische Mission zu planen, Misstrauen zu überwinden und Missverständnissen vorzubeugen.
Das gemeinsame Manöver habe „ein neues Kapitel der Zusammenarbeit“ aufgeschlagen, sagte der damalige Kremlchef Leonid Breschnew (1906-1982). Und der Kosmonaut Leonow sagte später: „Wir waren überzeugt, dass dies der Anfang unserer Kooperation war.“
Doch als die Sowjetarmee 1979 in Afghanistan einmarschiert, ist das Teamwork im All erst einmal zu Ende. Erst 20 Jahre nach der ersten Begegnung im All reichen sich 1995 beim Besuch der US-Raumfähre Atlantis bei der russischen Station Mir Astronauten und Kosmonauten erneut die Hand.
Seit rund einem Vierteljahrhundert gibt es nun unter anderem mit der ISS eine etablierte und funktionierende Dauer-Zusammenarbeit zwischen der US-Raumfahrtbehörde Nasa und dem russischen Gegenstück Roskosmos. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gibt es zwar schwere Spannungen, die Kooperation im All läuft jedoch weiter.
Nach derzeitigem Stand soll das Zusammenspiel auf der ISS noch bis 2028 fortgesetzt werden. „Die Nasa und Roskosmos haben eine lange Tradition der Kooperation und Zusammenarbeit auf der Internationalen Raumstation“, sagte die bis vor Kurzem amtierende Nasa-Chefin Janet Petro gerade erst wieder.
Das 50-Jährige ihres Händedrucks wollen Amerikaner und Russen nun auch begehen. „Wir freuen uns, dass wir dieses bedeutende Ereignis an Bord der Internationalen Raumstation feiern können, das diese Traditionen, die internationale Zusammenarbeit im Weltraum und auf der Erde symbolisiert und fortsetzt“, sagte Kosmonaut Sergej Ryschkow, der im April zur ISS gestartet war. An Bord des russischen Sojus-Raumschiffs war der US-Astronaut Jonny Kim. Die gemeinsamen Flüge ins All soll es auch künftig geben.