Erntehelfer wurden in der Champagne ausgebeutet.
Champagner gilt als Edel-Getränk. Die Bedingungen bei der Weinlese sind jedoch alles andere als luxuriös. © imago, dpa
Châlons-en-Champagne – Die Liste der illustren Champagner-Trinker ist lang. Schon Napoleon Bonaparte, Königin Victoria und Winston Churchill zählten zu den Liebhabern des edlen Schaumweins aus der französischen Region Champagne. Er gilt darum seit Jahrhunderten als der König unter den Getränken. Doch bevor der Champagner bei feierlichen Anlässen aus der Flasche sprudelt, steht eine Weinlese an. Dabei passen die Umstände, unter denen ausländische Erntehelfer leben und arbeiten müssen, ganz und gar nicht zum luxuriösen Ruf des Getränks.
Wegen der unwürdigen Unterbringung von Saisonarbeitern bei der Champagnerlese verurteilte ein französisches Gericht nun drei Menschen zu Haftstrafen. Eine Frau und zwei Männer wurden am Montag in Châlons-en-Champagne des Menschenhandels schuldig gesprochen. Sie hatten mehr als 50 Erntehelfer ausgebeutet, die meisten von ihnen afrikanische Migranten ohne Bleiberecht in Frankreich.
Die aus Kirgistan stammende Hauptangeklagte Svetlana G., die ein Dienstleistungsunternehmen für Champagnerwinzer leitete, wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, davon zwei auf Bewährung. Das Gericht warf ihr zudem die Förderung von Schwarzarbeit, die Einstellung von Ausländern ohne Genehmigung und deren zu geringe Entlohnung vor. Die beiden anderen Angeklagten verurteilte das Gericht jeweils zu einem Jahr Haft. Eine Winzergenossenschaft aus dem Département Marne erhielt eine Geldstrafe von 75 000 Euro.
Arbeitsinspektoren hatten bei einer Kontrolle während der Weinlese 2023 57 Saisonarbeiter in einem menschenunwürdigen Quartier entdeckt. Die zumeist aus Afrika stammenden Erntehelfer mussten direkt auf dem Boden schlafen. Die Sanitäranlagen waren veraltet und verdreckt, der Essbereich nicht vor Regen geschützt. Nach einem Hinweis von Anwohnern ließ die Präfektur die Sammelunterkunft im Ort Nesle-le-Repons schließen, da sie als gesundheitsgefährdend eingestuft wurde.
„Ich hätte nie gedacht, dass Menschen, die Champagner herstellen, uns an einem Ort unterbringen würden, an dem es nicht einmal Tiere aushalten könnten“, sagte einer der Betroffenen der Zeitung „La Croix“. Es habe kein sauberes Trinkwasser gegeben, zu essen hätten die Arbeiter lediglich Reis und vergammeltes Brot erhalten. „Es war wirklich entwürdigend, dort, wo wir schliefen, war es unbewohnbar“, so ein weiterer Saisonarbeiter.
Die Gewerkschaft CGT fordert nun, die Arbeitsbedingungen für Saisonarbeiter im Pflichtenheft des Champagner-Schutzsiegels festzuschreiben. „Es sollte nicht möglich sein, die Trauben des Champagners mit menschlichem Elend zu ernten“, sagte ein CGT-Sprecher laut BBC.(MIT AFP)