Bewegung und Sport können bei Stress helfen. © Klose/dpa
Frankfurt/Main – Stress, Überforderung und kaum ein Moment zum Durchatmen, auch viele Menschen in Hessen sind psychisch belastet. Die Ursachen können in unterschiedlichen Bereichen liegen, ganz nah innerhalb der Familie oder weiter weg in Kriegsgebieten auf der Welt.
Schlafmangel war bei einer Umfrage der AOK der größte Stressfaktor der Hessen und Hessinnen: 39 Prozent gaben an, dass sie zu wenig schlafen und deshalb gestresst seien. Konflikte in der Familie belasteten 29 Prozent stark, gefolgt von eigenen Erkrankungen mit 26 Prozent und hohem Leistungsdruck auf der Arbeit mit 21 Prozent.
Gar nicht gestresst waren nur 15 Prozent der Befragten. Die Krankenkasse führte den Schlafmangel auf Belastungen im Alltag zurück. Zeitnot, Lärm am Arbeitsplatz oder zu Hause sowie Überforderung bei der Pflege und Erziehung waren weitere Stressfaktoren, die genannt wurden.
Ein Stressfaktor ist auch die politische Lage. Die Corona-Pandemie, dann Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner sieht in diesen Ereignissen und den Diskussionen darüber Faktoren, die für viele Menschen belastend sind.
Es müsse keine eigene Betroffenheit geben, Informationen genügten, um Stress auszulösen. Diese prasselten auch durch die Sozialen Medien vermehrt auf die Menschen ein, oft seien sie widersprüchlich und Gefahr werde suggeriert. „Das löst Stress aus“, sagt Wagner. Problematisch sei zudem, dass es immer weniger Halt gebe durch traditionelle Netzwerke wie die Familie oder die Kirchengemeinde.
Was also tun? Wagner plädiert dafür, aktiv zu werden und Selbstwirksamkeit zu entwickeln. Man könne überlegen, welche Stressfaktoren am Arbeitsplatz man angehen könnte und welche Anforderungen man an sich selbst stelle.
Zum Erleben von Selbstwirksamkeit sei es zudem wichtig, im größeren Kontext auf gesellschaftlicher Ebene Missstände anzugehen und sich zu engagieren, sozial oder politisch. „Also nicht nur eine individuelle Work-Life-Balance herzustellen, sondern auch darauf zu achten, was der Gesellschaft hilft, mit den Herausforderungen sinnvoll umzugehen“, sagt Wagner.
Um den Stresspegel zu senken, solle man auch auf eine gesunde Ernährung sowie die richtige Schlafdauer achten. Soziale Kontakte, Wechselduschen und ausreichend Bewegung am besten bei Tageslicht könnten ebenfalls beitragen, sagt Entspannungstrainerin Katrin Feuerbach.
Entspanne man den Körper und habe man hier mehr Wohlgefühl, übertrage sich das auf das übrige System. „Wenn man eine lange Wanderung macht, fühlt man sich danach entspannt und der Stress ist meistens weg. Wenn man zwei Stunden lang auf der Couch ein Buch liest, wird sich der Stress, wenn er sich erst mal manifestiert hat, nicht einfach in Luft auflösen“, sagt Feuerbach.